Ventspils: Niemand da


Mikeltornis ist eine Siedlung von einem Dutzend Häusern und einer Kiesstraße, einem Leuchtturm und einer Kirche. Kein Geschäft, kein Lokal. Bus? Einer am Tag… Keine vierzig Kilometer entfernt und es fühlt sich an, als würde ich Ventspils nie zu Gesicht bekommen. Es ist also leicht zu verstehen, dass ich die erstbeste Gelegenheit ergreife, um mir die größte Stadt der Gegend, anzusehen: Ulla muss ein mobiles Gerüst für den Bau am Haus vom Baumarkt abholen und kann mich mitnehmen.

In den wenigen Stunden in den Straßen der Stadt erinnert mich vieles an Österreich. Gepflegte Rasenanlagen entlang der Wege, fast nichts los am Markt, bescheidene Ruhe überall. Als wäre Ventspils ein Ort zum Anschauen. Wenigstens am Kohle-Kai gewinne ich den Eindruck, dass etwas bewegt wird. Am Hauptplatz, der von vier Straßen gespeist wird, fährt hin und wieder ein Auto vorbei oder spazieren vereinzelt Fußgänger. Selbst die einzige Katze sind seelenruhig und unbewegt auf der Bank links der Kirche.

Die Fähre von Schweden ist die einzige wichtige Verbindung, neben der Straße nach Riga. Sie bringt Lastwagen vom Norden und führt sie weiter in die Hauptstadt. Und Ventspils? Die meisten Leute sind weg, woanders am arbeiten, in Riga oder in Deutschland oder England, erklärt mir später Ulla. Das Land kommt kaum vom Fleck, aber wie auch, wenn nur wenige bleiben. Im Vorbeifahren schaue ich nochmals auf die Plattenbaufassaden der Vorstädte und die bunten Blumenpflanzungen am Kreisverkehr. Sieht alles ordentlich aus und unser Auto biegt ab auf die P125 nach Mikeltornis.



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