Donemark: You can go your own way


In meinen Wellingtons waten wir durch tiefen Matsch, ein kleiner Bergpfad führt den Hügel herunter. Die festen Gummistiefel tun ihren Dienst. Wir sammeln dicke Baumstämme ein, die wir für die offene Feuerstelle später kleinsägen werden. Es ist alles grün und trieft vor Nässe, der Nebel umfasst den Berg. In der Nähe blöken Schafe, mit ihnen ganz junge Lämmer, die die Welt gerade mal ein paar Tage kennen.

Ich bin öfters hier oben – über Glengariff. Claire und Eli halten dort ihre Schafe auf großen Weiden, und da wartet jede Menge Arbeit. Im späten Frühling hat es schon ausreichend Gras, dass die Fütterung ausbleiben kann, dennoch laufe ich die Wiesen immer wieder ab – sheep, sheep, c’mon sheep! – um sie abzuzählen oder in ein anderes Feld zu treiben. Wir müssen sie impfen, aus Dornenbüschen befreien, kranke Tiere versorgen, Waisen mit der Flasche aufziehen und bald werden sie geschoren. Das Fell ist übergroß und im Sommer wäre es zu heiß. Claire nutzt weder ihre Wolle noch Milch noch Fleisch, die Tiere leben ihr Leben und die Farm bleibt in einem passablen Zustand.

Kurze Zeit später, wir sind wieder zurück in Bantry, laden wir Pferdemist in Säcke und auf einen Anhänger, fahren zu einem kleinen Schrebergarten und bringen es auf den zu bestellenden Reihen auf. Darüber noch eine Lage Seegras und ein schwarzes Flies. Tage später setzen wir Kürbispflanzen ein und beobachten sie beim Wachsen. Gartenarbeit wird zur täglichen Routine, ob im Glashaus oder auf anderen Feldern, Bohnen und Kartoffeln pflanzen, Unkraut jäten, Hecken schneiden, Rasen mähen und Tomaten ziehen. Das Wasser muss aus dem nahen Bach bei Ebbe in die Tanks gepumpt werden und wir basteln eine Bewässerungsanlage, die nach der Uhr arbeitet. Wann auch immer wir Zeit finden, geht es nach Whiddy Island zum Bootsprojekt oder zum Fischen, oder wir sitzen nach getaner Arbeit mal bei Bier und Film auf dem Sofa mit den Gästen des Bed & Breakfast. Ja, das haben wir auch.

O’Malley weicht selten von meiner Seite, außer wenn es Hausarbeit gibt. Gerne würde sie in meinem Wohnwagen übernachten, und am liebsten spielt sie Fußball. Ich habe keine Chance gegen den Border Colie, sie ist viel zu schnell und gewandt, kann perfekt mit beiden Vorderbeinen den Ball kontrollieren und abschirmen, so dass es mich öfters auf den Rasen wirft, wenn ich sie austricksen will. Sie hat kurze Haare wie ein Greyhound und ist mindestens genauso schnell, umkreist alles, was sie interessant findet, pirscht sich an wie ein Panther. Ein lieber Zeitgenosse.

Schließlich ist er da, der letzte Tag, meine Zeit bei Claire und Eli ist vorüber, ich packe mein Wohnmobil zusammen. Die beiden organisieren ein Barbeque für mich, unter einem blauem Himmel mit wenigen Wolken testen wir den am Flohmarkt erstandenen und in vielen Stunden wieder instandgesetzten Griller. Es wird ein kleiner Volksaufauf, alle, mit denen ich tagtäglich zu tun hatte und auch viele, die ich nur gelegentlich traf, schauen vorbei. Die Gitarre wird ausgepackt und ein Mädchen aus dem Irischen Norden lässt mit ihrem Gesang jedes Gespräch verstummen. Niemand begreift so wirklich, dass ich gehen muss, und niemand versteht, warum ich eigentlich Donemark verlasse. Aber ist das nicht das Leben, kommen und gehen, begrüßen und Abschied nehmen?


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