Cliffs of Moher: ohne Absicht gehen


Mein letzter Tag bricht an. Die wenigen Wolken zieren einen Himmel, den ich während meiner Zeit auf Irland nicht anders kennengelernt habe. Es ist warm und das Gehen entlang der Küste fällt mir leicht. Die Beine streben nach vorne, die Blicke zum Wasser, meine Finger an der Kamera, ich habe nichts zu tun als die Küste abzuschreiten und irgendwann am Nachmittag in Liscannor den Bus nach Galway abzupassen.

Seevögel brüten in großen Kolonien in den Steilfelsen von Moher, eine riesige, schwarze Wand, die aus dem Atlantik ragt und sich über Kilometer erstreckt. Weit darüber treten sich die Menschenmassen, die sich im mittleren Abschnitt tummeln, gegenseitig und stundenlang auf die Füße. Es ist ein schöner Tag und gleichzeitig ein Tag wie jeder andere. Am Morgen geht die Sonne auf und am Abend geht sie unter, die Wellen krachen gegen die Klippen und die Möwen kreischen im Flug. Und da alles immer gleich ist, gibt es keine Vergangenheit und schon recht keine Zukunft.

Ich sitze auf einer Holzbank am winzigen Hafen von Liscannor. Er scheint wenig benutzt, aber verwittert, wie alles andere hier – die Boote, die Holzbänke, die Luft, wahrscheinlich mein Blick und ganz sicher meine Schuhe von den vielen Moorwanderungen der letzten Wochen. Es gefällt mir so, wie mein letzter Tag. Ohne Intention, ohne Zwang, zu Ende gehen.


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