Whiddy Island: Schiffsprojekt nach der Schicht
Regen hämmert auf das Welldach der großen Garage, draußen ist es dunkel und Eli und ich stecken mitten in einer Nachtschicht. Immer wieder ziehe ich den Elektrohobel über eine lange Planke aus Teak, die Späne haben mich nach wenigen Minuten in ein braunes Kleid getaucht. Sobald die Kante abgerundet ist, drehe ich das Holz um, befestige es wieder mit Hilfe von Zwingen, wiederhole die Prozedur, um anschließend mit dem kleinen Handhobel nachzubessern. In der Zwischenzeit hat Eli eine der Planken in einen alten Feuerwehrschlauch gesteckt und an Steuerbord eines kleinen Bootes befestigt. Wir werden gleich Wasserdampf einleiten, um die Planken biegsam zu machen. Das Boot ist das neueste Projekt von Claire und Eli, es wieder herzurichten eine Sache von Wochen.
Mit einer kleinen Fähre fahren wir auf Whiddy Island. Es ist Elis Arbeitsplatz – die Insel wie die Fähre. Er ist Skipper für eine Woche, dann sein Bruder Merlin. Das Wetter ist bei der Überfahrt irisch: es schüttet und es scheint eine Minute später die Sonne. Während wir das Boot am Pier festmachen und die wenigen Passagiere aussteigen, geht die Sonne langsam unter. Wir quartieren uns in der Unterkunft des Ölterminals ein und werfen Fisch auf die Herdplatte. Aus dem Fenster sehe ich eine tiefblaue Bucht mit seinen Muschelfarmen, dahinter Bantry. Es ist ruhig, bis auf das Radio, das irische Songs spielt.
Whiddy Island ist eine kleine, Bantry vorgelagerte Insel. Ein paar Höfe mit viel Weide und Schafen, dazwischen an der Küste wenige Kiesstrände, Felskuppeln, eine Straße, ein Pub, ein kleiner Hafen für die Fähre und wenige Fischer. Auf der Insel leben vielleicht zwanzig Menschen, der Rest kommt täglich mit der Fähre für die Schicht am Terminal.
An diesem Tag bekomme ich keine Möglichkeit für eine Wanderung. Wir haben zuviel zu tun. Der Weg um die Insel interessiert mich – der Fernblick auf die Berge im Norden (Barley Lake) und auf Sheep’s Head im Süden hat was. Aber das kommt noch. Am nächsten Morgen fahre ich mit der ersten Fähre wieder nach Bantry, Eli setzt mich in der Marina ab. Die See ist flach wie ein Brett und es ist ein Leichtes, Seerobben im Wasser auszumachen.