Budapest: Der Winter ist vorüber, es lebe der Sommer
Frauen in kurzen Röcken, Männer in kurzen Hosen, die Sonnenbrillen im Gesicht und die Hunde an der Leine – Budapest will in den Sommer und die Bäume auch. Den langen Winter haben alle satt, nur ich nicht, der ihn gar nicht kennengelernt hat – der Winter am Mittelmeer ist eine indifferente Jahreszeit: Südspanien ist kühl, Jordanien windig, Zypern bestenfalls frisch. Einzig Albanien wäre ein richtiger Winterkandidat, aber da war ich schon zu spät.
Am Morgen erkunde ich Buda. Ein schöner Fleck, der zum Träumen einlädt, zurück in die Geschichte der Stadt und des Landes. Jetzt aber sind die Zinnen mit chinesischen Touristen besetzt, die mit Telefonen Bilder in gekonnten Posen schießen. Ich weiche in verlassene Gassen der Altstadt aus, die auch noch am späten Vormittag etwas verschlafen wirken. Eine Gruppe verschwitzter Teenager, die wohl im Turnunterricht um den Block laufen müssen, passieren mich, einige nur noch im Gehen.
Die Donau sieht in Budapest einfach anders aus als in Wien. Sie ist mächtiger und gleichzeitig ein viel integraler Teil der Stadt. Vielleicht, weil die zwei Stadtteile Buda und Pest eine Klammer um den Fluss bilden und nicht wie in Wien, wo die Bezirke nördlich der Stadt wie ein Anhängsel und Wohnraumreservoir wirken. Und da sind die sieben Brücken – wunderschön und mit einem Schuß Seele.
Als am Abend dann langsam die Sonne untergeht und die Musik in den Straßen erklingt, wenn die Menschen aus den Häusern kommen um zu feiern und zu trinken und zu essen, da beziehen die ersten die Hauseingänge, die Plätze unter den Brücken, die Metrohaltestellen. Männer mit unrasierten Gesichtern, mit Hunden und wenigen Plastiksäcken, einer Unterlage aus Pappkarton und einer Decke, die nach einem langen Tag des Handausstreckens müde ihr Nachtlager beziehen. Es sind erstaunlich viele, die ich entlang der Budapester Straßen entdecke. Es sind keine organisierten Bettler, sondern obdachlose Einheimische. Etwas ist in ihren Leben anders gelaufen als geplant, nun sitzen sie tagsüber in den Parks und an belebten Orten, hoffen dass die eine oder andere Münze den Weg in ihren leeren Becher findet.