Barley Lake: It doesn’t rain. It must be summer.


In meinen Wellingtons stampfe ich durch tiefe, ockerfarbene Hochmoore, der Wind schiebt mich mal vor, mal zurück, aber ich bleibe auf Kurs und komme nach einer guten Stunde über die Kuppe: ich stehe vor einem dunklen See vor einer dunklen Wand unter einem dunklen Himmel. Wenige Minuten später, ich steige etwas herab, strahlt die Sonne und plötzlich leuchtet der Fels und das Wasser und das Gras. Barley Lake, wie ich mir das vorstelle. Oder wie Schottland.

Barley Lake ist meine erste kurze Wanderung in Irland. Bis jetzt hatte ich einiges Glück: als ich wenige Tage zuvor aus dem Flugzeug auf die Landebahn steige – Kerry ist ein Flugfeld – wünscht mir die Flugbegleiterin einen schönen Tag – „Enjoy this beautiful day“, meint sie wortwörtlich. Ich denke mir, sie ist sehr aufmerksam. Zwei Tage später kapiere ich aber, dass diese beinahe wolkenlose, sonnige Ankunft nichts als eine Anomalie irischen Wetters darstellte. Ich habe den Tag genossen, genauso wie diese Wanderung, die mir alle paar Augenblicke einen anderen Himmel schenkt.

Vom Barley Lake nach Bantry sind es über zwanzig Kilometer Asphalt. In den Wellingtons eigentlich nicht zu schaffen. Ich mache auf Autostopp und der erste Wagen hält. Ein älter Mann am Beifahrersitz, die Tochter am Steuer, wir fangen an zu tratschen über Irland, das Reisen, das Wandern. Für jede Antwort ernte ich ein zustimmendes „good man!„. Ich mache also wieder Werbung für meine Heimat und wir verabschieden uns nach einer halben Stunde gemeinsamen Weges. Ich mag Irland.


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