Lissabon: Fähren über den Tejo


Der Benzin ist erschreckend teuer und unser Mietauto ein Säufer. Das Budget dieses Roadtrips glänzt nicht gerade durch seine Möglichkeiten, das Geld soll eine ganze Woche reichen. Essen aus dem Supermarkt, schlafen im Auto, fahren über kostenlose Landstraßen. Dennoch kommen wir gut voran, der Verkehr ist mäßig, der Asphalt trocken und gerade. Ich mag das Autofahren, und Jonna & Donna sind begeisterte Copiloten.

Am späten Abend, die Sonne ist schon längst über dem Atlantik untergegangen und hat die Stadt in Dunkelheit getaucht, erreichen wir Lissabon. Es war eine schöne, lange Fahrt von Gibraltar durch das liebliche Andalusien ins portugiesische Kernland gewesen: ausgedehnte Oliven-Plantagen, dazwischen Mandelbäume und karge, noch zu bestellende Felder. Nun stehen wir auf einem leeren Parkplatz über dem vielbefahrenen Tejo, sehen auf der anderen Seite die Wasserpromenade der Hauptstadt, bunt erleuchtet und lebendig. Wir steigen aus, betrachten das aufgewühlte Wasser und die Fähren, der kalte Wind lässt uns bald wieder in das Auto zurückkehren. Wir heizen nocheinmal ordentlich ein und legen uns hinten in das vorbereitete Bett – eine Liegefläche aus Dämmschaumstoff für Motorräume, Leintuch und drei Schichten Bettdecken. Wir werden diese brauchen.

Am nächsten Morgen sitzen wir im Brooklyn, ein kleines Frühstückslokal etwas oberhalb der Hauptstraße. Noch ist das Leben langsam und still in den Gassen der Stadt. Wir schmuggeln Donna unter die Theke, Hunde sind in Portugal in einer Gastswirtschaft verboten, und wie immer macht die Kleine keine Anstalten und döst friedlich unter einer Jacke am Boden vor sich hin. Der Kaffee ist spottbillig, die Toilette so winzig, dass man auch sturzbetrunken keine Probleme haben sollte, gerade zu stehen. Nach einer Stunde ist das Lokal gefüllt mit Gästen, die zum späten Frühstück vorbeischauen, und wir machen uns bereit, die Stadt in einem langen Marsch zu erkunden.

Dutzende Fotos später stehen wir, wie schon öfters an diesem Tag, an irgendeinem Schaufenster, welches kleine, wunderbar lecker aussehende Bissen präsentiert: Teigtaschen mit Käsefüllung oder Tuna-Paste, Bacalao-Bällchen und Kroketten aller Art, süßes Gebäck und vor allem Pasteis de Nata. Wir zeigen mit unseren Fingern auf das Essen unserer Wahl und verdrücken es genußvoll auf der Straße. Straßenbahnen rauschen in gewagten Steigungen an uns vorbei, Menschne füllen die Gehwege, Touristen stehen Schlange vor den Museen. Ein Straßenmusiker spielt Blues und wir hören ihm eine Weile zu.

In Sonnenstühlen verbringen wir den Spätnachmittag am Tejo, betreten dann die gut belegte Fähre, die uns auf die andere Seite des Flusses bringt. Das Boot vibriert, als es ablegt, dann sehen wir die Sonne, wie sie hinter der Hängebrücke untergeht. Die Menschen genießen die kurze Ruhepause, bevor sie auf der anderen Seite in die nächste Straßenbahn oder Bus steigen. Ein Arbeitstag geht für sie zu Ende, und für uns beginnt wieder ein aufregender Abend mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Stadt am Tejo: Lissabon.


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