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Durch die Straße von Sizilien

Fünf Tage lang hat die See mit uns gespielt. Sie war launig, mal wild und aufbrausend, während anderer Stunden sanft und großzügig, und dann wieder einfach abwesend, hat uns völlig uns selbst und dem Motor überlassen. Wir mussten unter dem Sprayhood Schutz suchen und konnten auf dem Deck sonnen, schöpften Wasser aus der Bilge und kochten Thunfisch-Pasta, verloren unseren Autopilot und erreichten den sicheren Hafen bei Dunkelheit mit dem letzten Tropfen Diesel. Ein kleines Abenteuer, wenn Abenteuer als das bezeichnet wird, wenn das Geplante über Bord geht und plötzlich improvisiert werden muss.

Es hat alles prächtig begonnen, in Valletta. Der Himmel war blau und die Regenwolken der Tage zuvor hatten sich verzogen, die Wettervorhersage servierte uns 15 Knoten Wind von Nord, die Vorräte waren randvoll und die Stimmung ausgelassen. Die Maltesische Küstenwache interessierte sich nur kurz für uns, und dann ließen wir die weiten, sandfarbenen Hafenmauern hinter uns, vorbei an Pilotschiffen, riesigen Fähren und mächtigen Schleppern, griffen nach der Weite und dem tiefblauem Horizont. Wir hatten wenig Zeit uns daran zu erfreuen und bereuten sofort, nicht schon im Hafen wetterfeste Kleidung angezogen zu haben: die Szenerie hatte sich innerhalb von Minuten verändert. Das Wasser begann zu brodeln – kurze, steile Wellen, die scheinbar von allen Seiten auf die Tangaroa einschlugen. Wir hissten das Vorsegel und machten uns auf dem Weg nach Norden, mit angelegten Kragen und zugekniffenen Augen.

In den nächsten zwei Tagen bewältigten wir beinahe zweihundert Seemeilen, doch gewannen wir nur fünfzig auf unserem Weg durch die Straße von Sizilien. Der Wind blies uns konstant auf die Nase, wir kreuzten vor dem Wind, nach Nord, nach Süd, aber was auch immer wir taten, wir zogen eine kreisförmige Spur, wie ein Zirkel, dessen Bahn nie zur Mitte weist. Wir kämpften unentwegt – gegen 30 Knoten Wind und die vielen Brecher, die über den Bug der Tangaroa schwappten. Die Dachluke der vorderen Kabine spie Ströme von Salzwasser über unser Bett, dann über die Wände und alles, was in diesem Raum keinen Schutz erhalten hatte. Auch hatten diese andauernden Schläge unseren Anker losgerissen und auf dem Boden des Mittelmeeres versenkt. Als der Wind etwas nachlies und ein wenig drehte, schlugen wir einen geraden Kurs zur Nordspitze Siziliens ein, mit manchmal 7 Knoten Fahrt. Die See hatte sich beruhigt, dafür bekamen wir nun Regen und Verkehr aus Tunesien serviert. Wir konnten erstmal durchatmen.

In den nächsten Tagen setzte sich die Sonne immer mehr durch. Die Wolken, nur noch eine lockere Ansammlung von Schäfchen, zogen in großen Herden über das Mittelmeer. Mittlerweile schlüpften wir durch die Straße von Sizilien, hatten endlich Raum zum Manövrieren, den wir aber nicht brauchten: ein schwächer werdender Westwind ließ uns schön gegen Nordwest segeln, auf Sardinien zu. Und als wir dachten, das wäre nurmehr ein Spaziergang, gab unser Autopilot bei einem Wendemanöver auf. Nach einer guten Stunde hatten wir das Problem gefunden und notdürftig repariert, starteten den Motor und fuhren in direkter Linie gegen Cagliari. Der Tankinhalt näherte sich bedrohlich der Reserve und der Wind ließ uns in Stich, auch wenn wir jede kleine Luftbewegung nutzen wollten. Als der Motor nach einer kurzen Segeleinlage nicht mehr anspringen wollte, war uns klar, dass wir ein ernsthaftes Problem hatten. Noch nie hat jemand von uns unter Segeln in einer Marina angelegt.

Drei Stunden später tuckerten wir – der Motor hatte sich wieder starten lassen – in der hereinbrechenden Nacht in die Marina von Villasimius. Es war der allernächste Hafen mit einem Diesel-Dock. Wir schlichen mit dem letzten Tropfen in den Hafen, klatschten in die Hände, als wir sicher an der Tankstelle anlegen konnten. Als uns der Hafenmeister vom geschlossenen Pier der Tankstelle fortjagen wollte, ließ sich unser Motor eine neue Finte einfallen – einfach für den Rest der Nacht zu schweigen. Wir wurden zu unserem Pontoon abgeschleppt und bis zum nächsten Morgen hingen wir am Landstrom, was unserer Starterbatterie sichtlich half: der Motor sprang ohne Murren an.

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