Capo Rizzuto: Türkisblau


Am nächsten Morgen ist die Stille hörbar. Ich sitze am Bug der Ganesha, wir liegen am Capo Rizzuto vor Anker, ich habe wenig geschlafen aber viel geträumt, vom Horizont und Seemeilen, und jetzt sitze ich am Bug und lasse die aufgehende Sonne auf mein Gesicht scheinen. Alles schläft – der Wind, die Küste, die Tiere, die Besatzung, aber der Tag ist schon da und ich frage mich, ob ich wieder träume oder ich der Einzige bin, der mit offenen Augen atmet. Die Tage vergehen, Erinnerungen an Barcelona, Hiéres und Napoli erscheinen, wir sind auf dem Weg zu den griechischen Inseln. Ich sehe hinunter auf das Wasser, das kaum eine Bewegung erkennen lässt. Gestern noch habe ich das Boot bei 20 Knoten Wind durch die Wellen pflügen lassen, ich streckte meinen Kopf aus dem Cockpit, wollte jede einzelne Gischt mit meinem Gesicht auffangen, die Hände am Steuer, die Haare nass, die Ganesha bohrte sich in jeden kleinen Brecher, ließ es in das Wellental klatschen. Ich schloss meine Augen und fühlte den Wind, wie er die Segel bis zum Bersten spannte.

capo-rizzuto

Ich sitze am Bug, schaue hinab in das ruhige Wasser, sehe mehr als nur das Türkisblau. Bilder, die ich nicht aussprechen kann, Bilder, die noch frisch sind. Ich schreite über die Reeling und tauche ab, in die Kühle, ganz nah an sie heran.

Log: Tag 22 Ganesha, 17. Seetag


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