Piz Grialetsch: Zurück in die Albula Alpen
Seit drei Tagen kämpfe ich gegen den Schlaf, auch wenn ich ihn mir wünsche. Eine Misere, die mit einem restlos ausgebuchten Nachtzug beginnt und die am Flüelapass dank prächtigen Bergwetters nicht aufhören kann. Ich versuche alle Tricks, aber am Ende hilft immer nur das eine: ein Kopfkissen und eine halbe Stunde.
Morgenaufgang beim Einstieg ins Val Grialetsch
Piz Grialetsch als hinterster Gipfel
Entgegen allen Wahrscheinlichkeiten beginne ich kurz nach Sechs den Zustieg nicht traumwandlerisch. Dafür sorgt schon alleine die frische Morgenluft, die meine Finger bald piekst. Das Tälchen schläft noch – die Pfützen sind gefroren, die Lärchen noch braun, der Schnee will nicht dem Sommer weichen, auch die Murmeltiere schon aus ihren Bauten gucksen und über den harten Schnee sprinten, sobald sie mich kommen sehen.
Der lange, flache Aufstieg durch das enge Val Grialetsch geht später in eine kupierte, fast unangetastete Welt über, die schwarzen Spitzen des Piz Vadret immer im Sichtfeld, die Palisadenartig zur Fuorcla Vallorgia leiten. Auf dem Sattel öffnet sich der Horizont nach Süden und Westen, Piz Kesch rückt in Sichtweite und ich sehe das Skidepot für die Südflanke-Variante zum Piz Grialetsch (2.967 m). Es stecken schon ein Dutzend Ski im Schnee, und als ich die steilen hundert Höhenmeter beginne, kommen mir diese Leute samt Eis und Schnee entgegen. Sakrament, ein Beschuss ist das! Ich wechsle die Seite und trete eine neue Spur, passiere diese Gruppe, deren Abstieg erbärmlich langsam und unsicher ist, und ich werde nie verstehen, was sie davon haben, dass ihr Bergführer ihnen jeden Tritt ansagt, trotz Pickel und Steigeisen.
schmaler Grat am Piz Grialetsch
Ich sitze alleine am Piz Grialetsch, das Bergwetter ist weiterhin prächtig und ich wünsche mir ein Kopfkissen, bald. Später, schon wieder im Wagen und zurück am Flüelapass, da fällt der Schlaf über mich. Ich habe eine Dose Pfirsiche verdrückt und es mir hinten im Laderaum gemütlich gemacht. Ich stelle keinen Wecker, es ist erst kurz nach Mittag, und ich habe keine Verabredungen.
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[…] Blick zum Scalettahorn (Bildmitte, dahinter Piz Grialetsch) […]
[…] stehe wieder im Val Grialetsch, schaue in den sich verdunkelnden Himmel, aus dem der Schnee schütter fällt. Ich ziehe mir die […]
[…] Wisshorn (3.085 m) errichten wir das Skidepot. Der Weg hinauf sieht steil aus, nicht ganz so steil wie gestern am Piz Grialetsch, aber lang. Ich lasse den Pickel und die Steigeisen im Rucksack und Rosita geht einfach mit. Der […]
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