Ich stehe oberhalb des Val Torta, auf einer gewellten, tief eingeschneiten, von Skispuren unberührten Ebene, die Felsen errichten sich vor mir auf drei Seiten. Vom Piz Valtorta sind nur Couloirs und jede Menge lange Rutsche sichtbar, oberhalb davon hohe Wechten. Ich schaue immer wieder auf die Karte, versuche die Route auf die Landschaft zu übertragen, denn irgendwie kann ich es kaum glauben: Piz Fless plustert sich auf, als wäre er unbezwingbar.

der Bach im Val Torta öffnet sich

geschlossene Schneedecke im Val Torta
Aber es gibt keinen anderen Weg als diesen. Die Perspektive ändert sich, als ich etwas näher komme, wie immer, dennoch überlege ich minutenlang, welche Alternative auf den Gipfel die Sicherste ist. Von rechts ausholend schlüpfe ich in die steile Mitte, dann über einen Buckel, dessen Schnee bombenhart ist. Ich beglückwünsche mich zu meinen montierten Harscheisen, sehe den mächtigen Hang hinauf, der sich noch weit und steil nach oben streckt. Meine exponierte Position treibt mich zu Eile, dennoch ist jeder Schritt ein vorsichtiges Aufsetzen und Kanten und Gewicht verlagern, jede Kehre ein Akt von Details.

der steile Schlussanstieg auf Piz Fless
Unter dem felsigen Grat schleiche ich hinüber zur Gipfelkuppe und neben dem Steinmann am Gipfel des Piz Fless (3.020 m) nehme ich die Ski ab. Es ist fast windstill und Piz Linard sieht aus nächster Nähe zu mir hinüber. Die Silvretta ist heute wieder sehr einsam.

schöner Tiefblick vom Piz Fless ins Val Torta

ein unmittelbarer Nachbar: Piz Linard
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