Bivacco Cecchini: in bester Begleitung


Wie ein Frachtzug bewegen sich die Wolken über die Kämme, walzen scheinbar alles nieder, sie schlucken Höhen und Pässe, schieben, fahren, ein endlos langer Strom aus weiss-grauer Masse auf unsichtbaren Rädern, der von Norden in die italienischen Voralpen strömt. Und mit diesem Zug nach Süd verändert sich die Landschaft in jedem Augenblick, in Farben, in Details, aber auch in ihrer feinstofflichen Essenz – der Schnee ist locker, hart, weich, nass, ihr Gesicht freundlich, abweisend, lieblich, hässlich.

Start in einen feinen Tag am Monte Spluga
Wildes Wetter in Monte Spluga; Copyright: Jean Heintz

Bevor wir mit dem Aufstieg von Monte Spluga beginnen, trinken Jean und ich noch einen Cappucco in der Albergo Posta. Es ist schon um 7.30 gerammelt voll – mit Polizisten. Ich schaue durch den lärmenden Raum und entdecke Jean an der Theke. Es ist ein Wiedersehen nach Monaten. Wir setzen dort fort, wo wir auf der Chemana Tuoi im Dezember aufgehört haben, bei einer Umarmung. Er ist ein Spiegelbild meiner Selbst, wir könnten Zwillinge sein. Nicht äußerlich, aber was wir an der Welt lieben und wie wir es angehen. Jean ist der Prototyp jenes Reisenden, den ich mit DIY Expeditions anspreche. Wir haben also jede Menge zu besprechen – unsere Touren & Reisen (Balkan, Hokkaido, Altai & Sibirien), unsere Vorstellungen von einem guten Leben, von Träumen und Projekten.

Aufstieg zum Bivacco Cecchini
Könnte in Island sein! Copyright: Jean Heintz

Ehe wir uns versehen, stehen wir über Monte Spluga am Bivacco Cecchini (2.778 m). Der Wind bläst, ein leichter Schnee fällt und die Wolken haben mittlerweile alles fest in der Hand. Wir beschließen erstmal ins Biwak-Häuschen zu schauen, welches schon zum Platzen gefüllt ist mit anderen, die auf besseres Wetter warten. Wie wir wollen wie die anderen etwas weiter hinauf, gar auf den Pizzo Ferrè vielleicht. Aber wir sitzen nicht lange, das wird nichts mehr heute, die Nebelsuppe platziert sich über dem Gebirgsstock wie ein Saugnapf an einer Glasscheibe. Im fahlen Licht fahren wir ab. Der fehlende Kontrast zum Untergrund macht mich schwindlig, aber der Schnee ist sehr einfach zu fahren – etwas Pulver auf einer harten Unterlage.

Ein Sonnenfenster zum Bivacco Cecchini
Ein Sonnenfenster zum Bivacco Cecchini

Die Abfahrt ist fast bis zum Parkplatz möglich, die letzten 500m tragen wir die Ski zum Auto, laden unser Material ein und schwingen unsere Hintern ins nächste Restaurant auf ein Bier. Ein perfekter Ort für ein Gespräch unter Gleichgesinnten. Wir brüten Ideen aus, planen die nächsten Ziele. Ich habe einen weiteren, neuen Bergkameraden gefunden. Jean fährt zurück nach Lugano und ich über den Malojapass ins Engadin.

Blick nach Monte Spluga
Blick zurück nach Monte Spluga

Über dieses Blog

Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs „Super gsi – Beginner’s Mind“. Mehr dazu hier…

Leave the first comment

Teilen
Veröffentlicht
Kategorien
Tags
Ring of Fire T-Shirts
Über dieses Blog

Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs „Super gsi – Beginner’s Mind“. Mehr dazu hier…