Piz Culmet: Batman und ich


Ich drehe den Motor ab und schaue auf die Windschutzscheibe. Es hat zu regnen begonnen, als ich in Arosa einfuhr. Ich öffne die Türe und streife die Wetter-Jacke über, hole die Ski und den Rucksack aus dem Wagen und beginne meinen Marsch durch den Welschtobel. Es windet als hätten wir einen Föhn, aber der Regen lässt nicht nach und begleitet mich solange bis er in Schneefall übergeht.

Welschtobel, Albula, Graubünden
Blick zurück in den Welschtobel

Der Tobel, ein langer Schlauch, der die halbe Länge aper ist, kommt aus dem Winterschlaf. Der Bach ist nun offen, zerfetzte Bäume liegen in den Lawinenbahnen und der Schnee ist nur mehr spärlich vorhanden, am ehesten unmittelbar im Bachbett, welches unberührt von Skispuren in den April geht. Die hohen Wände und massiven Geröllhalden nehmen den Bach und mich in die Zange, der Wind wird stärker und die Wolken im Süden dunkler.

Gamschtälli, Albula, Graubünden
das Gemschtälli über dem Welschtobel

Ich weiss nicht, wieviel Zeit ich bis zum Wetterumschwung habe. Es schneit ja schon. Mein eigentliches Ziel, das Aroser Erzhorn von der Ramozhütte, tausche ich gegen das Gemschtälli. Ich kalkuliere mit zwei Stunden Zeitersparnis. Der Hang wirkt steinfrei, aber auch steil und mit dem einen oder anderen Rutsch bepflastert. Der Schnee ist nass, aber die Sonne kommt nicht durch, also steige ich diese Meter durch und entdecke eine kleine Senke, die in einem Amphitheater von hohen Wänden und Gendarmen endet. Ich drehe mich zurück, sehe hinunter in den Welschtobel, dann hinauf auf die andere Seite des Tälchens. Das Wetter wird nicht besser, der Schnee schon gar nicht, nur diese Figur auf einem der Gendarmen auf dem gegenüberliegenden Grat beobachtet mich auf Schritt und Tritt.

Batman im Welschtobel
Batman lebt in den Albula-Alpen

Vom kleinen Plateau sehe ich südlich den Piz Culmet (2.652 m), ein Vorgipfel zum Erzhorn. Geht doch was? Ich schleiche mich hoch, vorbei an Anrissen und ungemütlich klingenden Schneedecken. Vom Gipfel sehe ich hinauf, dem Grat folgend, zum Erzhorn: eine lange Linie von offenen Passagen und felsigen Positionen, deren Überwindung ich nicht in Angriff nehmen will. Ich sehe zurück und denke darüber nach, wie ich die zwei Hänge ins Welschtobel am besten meistere. Der Schnee ist schwer und der Ski kaum zu drehen, ich springe mehr als dass ich fahre. Erst im Gemschtälli geht’s im Sulz leicht und macht Spaß, bevor der lange Marsch zurück durch das Welschtobel beginnt.

Piz Culmet, Albula, Graubünden
Piz Culmet: abgegangene Schneebretter am Hangfuß


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