Mt. Kamihorokamettoku: zäher Name & Aufstieg


In kleinsten Wellen baut sich der Hang nach oben auf, aus wenig Gestrüpp und vereinzelten kleinen Birken. Der Schnee ist unberührt und tief und jeder Schritt ist vielmehr ein Abtasten als ein Vorwärtsgehen. Die Sicht ist gering, die Kontraste matt. Unten im Tal öffnet sich die Wolkendecke, aber hier am Mt. Tokachi halten sich die dunklen Gebilde stur und lassen alle Besucher raten, auch wenn ich der Einzige bin.

Daisetsuzan National Park
Winterlandschaft im Daisetsuzan Nationalpark

Ein kleiner Fuchs im Winterpelz schleicht auf Nahrungssuche über die Schneefelder, scheinbar planlos, wie ich. Ich suche den Eingang in ein kleines Kar, das mich an seinem Ende steil auf einen Grat bringen soll. Ich habe weder Karte noch Sicht, nur meinen Willen und Lust auf Abenteuer, die ausnahmsweise nicht im Autofahren auf Hokkaido’s Straßen bestehen.

zwei Welt am Kamihorokametttoku
Blick zurück ins Tal

Wie immer auf einer solchen Tour kommt der Moment, an dem es sich zu entscheiden gilt: sein lassen oder alles geben. Dieses dunkle Tal zieht mich magisch an, auch wenn ich vor Kälte und Wind zu zittern beginne. Es ist ein seltsamer Eingang: rechts und links steile, rote Felsflanken, bewacht von einer Wetterstation mit großer Kamera, die auf Mt. Tokachi gerichtet ist, und dahinter das gewundene Tälchen, welches im Nebel wenig von sich preis gibt. Einige Hundert Meter im Inneren dieses Tores dämmert mir, wozu die Station dient: die Erde qualmt. Es ist ein Vulkan, der Beachtung einfordert. Die faule Luft dringt in meine Nase und ich beschleunige meine Frequenz an den Dampfquellen vorbei.

ein wilder Anblick
ein Tag voller Geheimnisse

Als ich endlich im Kar vor dem Talabschluss stehe, weiss ich, dass ich so nicht zum Grat hinauf komme: lockere Felsen mutig aufeinander gestapelt. Ich schere nach rechts aus, gegen Mt. Kamihorokamettoku (1.920 m), gewinne über abgeblasene Rücken und Eisplatten Höhe und schaffe endlich den Ausstieg. Ich atme tief aus. Das hätte ich nicht tun sollen.

die Erde qualmt
Die heißen Dämpfe schmelzen den Schnee

Die Neugierde bringt mich auf einen exponierten Grat, dann flacher auf den Gipfel. Die Kälte setzt den Gliedern zu, die Schritte werden unsicher, die Dunkelheit gewinnt wieder an Boden. Die Notwendigkeit auszutreten kommt auf und ich bemerke die Hektik, die dabei entsteht. Der Wind scheucht mich vom Grat und die Abfahrt ist im oberen Teil ein Wechselbad aus vorsichtigem Abtasten und aufgebender Rücksichtslosigkeit.

Später, im Tal in Kamifurano und im 7Eleven, als ich nichts als eine heisse Suppe wünsche, falle ich in einen Kurzschlaf. Die Anspannung hat den Körper müde zurückgelassen und die Sonne tut ihres dazu. Der kleine Fuchs im Winterpelz kommt mir in den Sinn: ein Streuner.


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