Mt. Deno: Erkundungen in den Rila Mountains


Aleks ist ein Glücksgriff: er spricht Deutsch und hat früher bei der Bergwacht in Borovec gearbeitet. Diese Gelegenheit geht an mir nicht vorüber – ich löchere meinen Gastgeber trotz später Stunde (nach einem aufregenden Ritt von Sofia nach Samokov). Wir gehen verschiedene Aufstiegsvarianten für meinen ersten Tag in den Rila Bergen durch. Einer meiner Vorschläge (ein großes Waldstück, dass ich aufzusteigen plane) kommentiert er pointiert: Da bist du und die Bären. Ich kontere, die schlafen doch. Aleks spielt volley retour: da sind die Bären und du. Und grinst. Das Umdrehen der Wortreihenfolge entgeht mir nicht. Gut, Waldaufstieg gestrichen.

Deno, Rila Mountains

Peter und George beim sehr langen Zustieg ins Hochtal

Aleks ist ein Charakter. Wieso ich schon um halb sieben frühstücken will? Ist doch noch dunkel. Und er ist auch Vegetarier wie ich. Hin und wieder sagt ihm sein Körper, er braucht aber etwas Substantielles. Das ist ungefähr vier Mal die Woche so. Und dann macht er sich ein gutes Steak. Seine Frau bäckt mir etwas Landestypisches, Käse in Blätterteig, schmeckt hervorragend, aber ich bekomme nur zwei Bissen zum Frühstück herunter. Ich packe den Rest ein, merke aber, dass ich einen Nylonsack brauche: die Servietten sind vom Fett sofort in Nichts aufgelöst. Später bei einer Rast bin ich froh um den Bissen.

Deno, Rila Mountains

Gämse machen sich aus dem Staub

Über die Bulgaren weiss ich bis dato so gut wie gar nichts. Die meisten Männer haben eine Statur wie Knechte und Hände wie Bärentatzen und verbringen viel Zeit in ihren Autos um den Motor am Laufen zu halten.

Deno, Rila Mountains

Aufstieg aus dem Hochtal gegen Mt. Deno

Als ich am Morgen in Borovec aus dem Auto steige, gefriert mein Bart sofort. Es ist frisch und ich spüre wie die Kälte meinen Oberkörper durchdringt. In schnellen Schritten steige ich eine Skiroute Richtung Musala Hütte hoch. Erst langsam gewinne ich wieder ein Gefühl in den Händen. Nach einer halben Stunde schließe ich auf Peter und George auf, beide mit Tourenski unterwegs. Da bin ich sofort neugierig, ob sie die einzigen Bulgaren mit Skitouren-Ausrüstung sind. Es gibt nicht viele, antworten sie, aber auf dem Weg hinunter ins Tal werde ich noch einige auf Tourenski zu sehen bekommen. Wir plaudern über die Alpen und Touren in den Bergen, solange bis die Kälte unseren Mund lähmt. Erst weit oben im Tal kommen wir an die Sonne und tauen endlich auf.

Deno, Rila Mountains

mein Couloir für den Tag

Vor der Musala-Hütte verabschieden wir uns. Ich habe heute eine andere Route vor. Von der Hütte aus sehe ich den Berg Deno (2.790 m) und auch, dass ich in einem Bogen aufsteigen muss. Oben ist der Hang abgeblasen und felsdurchsetzt. Das gesamte Gelände ist unverspurt und ich darf mich hier ein wenig austoben. Die einzigen Bulgaren, die es mir vielleicht übel nehmen, ist eine große Herde Gämse, die ich am Grat aufscheuche, bevor ich flach und vorsichtig am Rücken zum Gipfel komme. Die Abfahrt ist eigentlich nur an einer Stelle besonders erwähnenswert: ein Couloir, das viel Schnee in sich trägt.

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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs „Super gsi – Beginner’s Mind“. Mehr dazu hier…

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