Qaqqartivakajik: mein härtester 600er


Es stürmt wieder über Tasiilaq. Die Türen klappern im Haus, wecken mich. Die Sicht ist noch gut, aber Schneefontänen umgeben das Haus. Wir warten auf Robert, unseren Gastgeber in Tasiilaq, und auf unsere Shotgun. Heute soll das Ding mit auf die Tour, denn gestern streiften wir zum Entsetzen der Hausmannschaft unbewaffnet durch die Insel-Berge auf dem Vegas Field. Kurze Einweisung in die Handhabung, und schon schnalle ich die Eisbär-Büchse an meinen Rucksack. Eine Premiere, bewaffnet auf Skitour zu gehen, außer ich bin wieder beim Edelweiss-Raid (2011, 2013, ?) und der Bären-Pfefferspray zählt als Waffe. Was aber vielleicht bei einem Schwarzbär noch funktionieren könnte, ist bei einem Polarbär zum Wegschmeißen. Ein Eisbär macht kurzen Prozess – angreifen, töten, fressen. Da hilft kein Totstellen, nur Widerstand leisten. Eispickel und Steigeisen für die Verzweifelten, eine Shotgun für diejenigen, die eine Chance haben wollen. Erster Schuss in die Höhe, den Bär abschrecken. Bückt sich dieser, fletscht die Zähne, dann flott nachladen. Auf acht Meter heran lassen, zielen, abdrücken… ein Schuss, eine Chance. Fair genug.

qaqqartivakajik
Tasiilaq

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Qaqqartivakajik

Qaqqartivakajik
Biathlon? Nein, Eisbären-Büchse am Gipfel prüfen

Für den Nachmittag ist Sturmwarnung ausgegeben, also wird’s eine Kurztour zum Qaqqartivakajik (687 m). Eine Kurztour, die es aber in sich hat. Vier Stunden im starken Wind, Schneefall und fahlem Licht, welches jede Bewegung und jeden Schritt zum Ratespiel werden lässt. Es ist eine Herausforderung, den Weg durch das Gelände zum Einstieg der Gipfelflanke zu finden. Im Hang selbst ist der Weg klar, der Schnee aber tückisch und der Wind noch stärker. Wir weichen nicht zurück und ringen dem Berg jeden Meter Höhe ab. Irgendwann stehen wir am Gipfel. Die Aussicht ist unfassbar, aber der nahe Sturm treibt uns zur Eile. Waffencheck, Felle ab, Abfahrtsmodus. Es wird eine vorsichtige Schneckenfahrt zurück, jeder kleine Buckel ein Test für mein Gleichgewicht, denn ich nehme nichts als die Schwerkraft wahr. Ich fühle mich wie in einer Waschmaschine, ich kann keine Orientierungslinie, wo oben und wo unten ist, definieren. Ich fahre wie besoffen. Für einen 600er ist der Qaqqartivakajik unter diesen Bedingungen wohl mein härtester 600er Gipfel. Für immer.

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auf dem Weg zurück, nach Tasiilaq

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der kleine Husky hat seine Freude am Sturm


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