Bali is Europe, not Indonesia
Es war vorauszusehen, dass Südostasien der härteste Teil der Reise werden würde. Ohne Ski, Schnee und Minustemperaturen ist es für uns schwer, die richtige Balance zu finden. Der Tag beginnt träge, das Wetter ist heiss und schwül, und ohne Berge gibt es für uns nicht viel zu tun. Ja, ich gestehe, wir sind keine Wasserratten. Aber da ist noch mehr, warum wir in Indonesien so kämpfen: wir sind hier umgeben von Touristen.
War Papua und Ost-Timor schwül und heiss, so standen wir meist mit den Einheimischen alleine auf der Straße. Anzukommen in Bali (wir mussten unsere Reiseroute ändern, da die Verbindung zwischen Ost- und Westtimor für mehrere Tage ausgebucht war) ist wie in eine andere Welt einzutauchen: Ibiza, Algarve, Rimini. Der Flughafen ist eine einzige lange Schlange von Europäern und Australiern, und dann wieder eine einzige lange Schlange in den Straßen von Bali. Wir huschen im Taxi vorbei an Roxy, McDonalds und RipCurl, an Diskotheken und Bars, an Neonreklamen, die in der Nacht die Straßen hell erleuchten. Pizza und Hamburger, Heineken und Martini, Strandhüte und Bikini. Jeder Meter Strand ist mit Liegen belegt, jeder Zugang mit Verkäufern zugepflastert, und das Wasser mit Ausflugsbooten übersät. Es ist wie in den Touristenhochburgen in Thailand, das Gesicht des Landes ist völlig entstellt. Die ewige Frage, die sich auch in Bali stellt: wie weit kann man gehen, sein Land zu verkaufen und zu verschandeln?
Nichts beschreibt die Situation treffender als unser Taxifahrer: „Bali ist Europa, nicht Indonesien!“ Er sagt das mit einem Lachen. Ich denke, die Leute hier sind stolz, dass so viele Fremde hier ihren Urlaub verbringen. Es verschafft ihnen Jobs, das kann man nicht leugnen. Aber wenn mehr und mehr in ausländische Hand übergeht, die Ressourcen der Insel knapp werden (Wasser, Land) und letztlich die Abhängigkeit von weltweiten Reisetrends steigt, dann was folgt im nächsten Jahrzehnt?
Schatten gesucht, Schatten gefunden
Unsere Reaktion nach einem Tag in Sanur: nur weg von hier, irgendwo nach Lombok in ruhige Bergdörfer. Mal schauen, ob wir hier etwas Frieden finden.
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"Super gsi - Beginner's Mind" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
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[…] Gerade las ich eine Kolumne im Guardian, angelockt vom Titel mit der Frage „Are we killing Bali?„. Hmm. Ich überlege keine Sekunde: Ja. Und nicht erst seit heute. Im November 2014 besuchte ich für ein paar Tage die Insel auf dem Weg von Ost-Timor nach Indochina. Und mein erster Eindruck war düster, und die nächsten, die folgten, machten mich nicht optimistischer. Damals schrieb ich in meinem persönlichen Blog u.a. Folgendes: […]
[…] Bali habe ich eine ganze Menge neuer Freunde. Jeden Tag, wenn ich die Straßen ablaufe, rufen sie mir […]
[…] Das Übersetzen nach Lombok gestaltet sich sehr einfach, denn wir nutzen die Tourismus-Infrastruktur. Direktbusse von A nach B, Zubringerdienste in die Hotels (so klein sie auch sein mögen). Wir meiden Singiggi und die kleinen Inseln, tauchen in Mataram, für alle die wir treffen völlig unverständlich, unter. Hier sehen wir den indonesischen Alltag: Stromausfälle und laufende Generatoren vor der Haustüre, Obststände mit großer Vielfalt, und Busverbindungen, die für einhundert Kilometer einen Tag brauchen. Je weiter weg wir von der Küste sind, desto islamischer wird das Land, so scheint es. Kleinkinder tragen schon Kopftuch und langes Gewand, der Muezzin holt dich um 04.30 aus dem Bett und die Moscheen werden größer und sichtbarer. […]
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