Papua: das nicht verlorene Paradies
Adam und Eva hatten hier ihr Paradies, bevor sie rausgeworfen wurden. Das steht für mich nun fest. Hier wächst alles von allein, das ganze Jahr über. Wasser fließt reichlich, und der Honig auch. 25° C im Schatten, dazu der tägliche Regenguss am späten Nachmittag, der den Staub abwäscht und die Luft der Nacht erfrischt.
Die Nachfahren der Erstgenannten sind immer noch hier. Sie müssen es sein, denn diese Menschen sind völlig anders als was wir bis dato auf unseren vielen Reisen erlebt haben. Nicht Wien ist anders, sondern Papua. Es liegt eine gewisse Melancholie in der Luft, die ein fast unbeschwertes Leben im Paradies mit sich bringt. Es ist die Langsamkeit der Zufriedenheit, aber auch das Wissen, dass die alten Zeiten sich rasch ändern und eine unbekannte Größe, die Modernität, immer stärker Einzug hält. Es ist jenen Spätsommertagen bei uns ähnlich, wenn wir uns der Sonne erfreuen, aber gleichzeitig spüren, dass sie bald für Monate schwächer wird. Der Sommer geht unweigerlich zu Ende, und dann fühlen wir es, diese Jahreszeit-bedingte Melancholie, das nahe Ende von etwas.
die Natur – ein großes Plus auf Papua
Hier ist es das Paradies, dass diese Menschen zu Kindern werden lässt. Oder besser: bleiben lässt. Unbeschwert in ihrem Geist, lassen sie ihren Gefühlen freien Lauf, erfreuen sich des Moments, singen, tanzen, umarmen dich, helfen dir ohne das Verlangen nach Gegenleistung. Ein Helfen als Geschenk, nicht als Geschäft. Ein Geschenk ist Geben ohne Nehmen oder ein Geben ohne die Erwartung, später dafür was zurückzubekommen. Sie geben, weil es ihnen Freude bereitet, anderen eine Freude zu machen. Das ist für uns schwer zu verstehen, und auch schwer, uns daran zu gewöhnen.
Es sind alles Kinder hier, große und kleine. Tun und lassen, was ihnen gefällt, ohne Schuldbewußtsein. Die Kirche ist hier ein großes Regulativ, das bestimmte Regeln für ihre Leben bereit hält. Ein Pfarrer ist hier ein sehr angesehener, respektierter Mann, ein Vater, die Messe ein wichtiges Ereignis, und die Seiten der Bibel so etwas wie die Wahrheit. Das Paradies, Adam und Eva, der Rauswurf, die Bibel. Die Bibel als verschriftlichte Mahnung.
In der Welt der (globalen) freien Wirtschaft ist der Wettbewerb und Kampf die vorherrschende Triebfeder allen Tuns. Dieser Mechanismus hat eine Dynamik, die aber auch alles erfasst, das an seiner Peripherie gedeiht: das unbeschwerte Paradies und deren Kinder. Seit drei Tagen bin ich hier, und die Melancholie einer untergehenden Welt überkommt mich.
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"Super gsi - Beginner's Mind" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
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[…] Kindern und sehr lieben Menschen. Der Abschied fällt schwer, vor allem für unseren Clan. Sie sind traurig, versuchen uns zum Bleiben zu überreden, machen uns das Leben bei ihnen schmackhaf…. Sam und Jeremia begleiten uns zurück in die Stadt, und dann müssen wir auch von ihnen Abschied […]
[…] Papua und Ost-Timor schwül und heiss, so standen wir meist mit den Einheimischen alleine auf der […]
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