Vicos: Abschiedstour aus der Cordillera Blanca
Ich habe mein Camp am Lago Lagiachocha aufgeschlagen. Einen Tag habe ich noch, und das Wetter verspricht großartig zu werden. Die Nacht ist fast windstill, sternenklar. Um 03.30 hüpfe ich aus dem Zelt und marschiere im Scheinwerferlicht über Moränen in Richtung Süden. Mein Ziel ist der Nevada Vicos und sein kleiner Gletscher. Doch im Dunkeln eine Distanz über mehrere Kilometer zu bewältigen, besonders in einem stark zerklüfteten Gelände, ist nicht einfach. Als ich dann eine dunkle, 200 m hohe Gestalt neben mir stehen entdecke, habe ich einen ersten Anhalt. Es dauert noch eine gute halbe Stunde, bis ich danach endlich den Gletscher fassen kann. Was nicht heißt, dass ich ihn endlich betreten kann. Diese Einstiegslücke muss ich suchen, und das dauert.
ein herrlicher Morgen, Nevada Vicos zum Greifen nahe
Als es langsam dämmert, bin ich schon auf dem knirschendem Weiss. Der Hang ist steil, so dass ich die Ski am Rücken lasse. Ich nehme einen ersten Vorgipfel, und dann sehe ich in einigen hundert Metern Entfernung den Hauptgipfel des Nevada Vicos (5.315 m). Der Himmel ist klar, die Luft still. Ohne Mühe steige ich durch die steilen Hänge zum Gipfelgrat, entdecke unter mir eine Dreier-Seilschaft über einen anderen Weg zum Gipfel aufsteigen. Am Gipfel habe ich immer noch meine einsame, ruhige Viertelstunde, esse meine Marschjause vollständig auf (am Nevado Copa hatte ich zehn Schoko-Riegel, 400 g Trockenfrüchte, 200 g Dulce de Leche mit – um ein Chimborazo-Desaster zu vermeiden). Der Morgen ist herrlich, mein Blick schweift zum Gipfel des Nevada Copa, aber auch auf die andere Talseite – zum Tocllaraju, Ishinca und Urus.
vom Gipfelgrat Blick zum Nevada Copa
Die Abfahrt ist kurz, der Marsch zum Basecamp ein Vielfaches. Eine Skitour, auf der ich die Ski mehr am Rücken trage als sie mich. Ich genieße den Vormittag dennoch. Um 09.30 bin ich zurück und habe viel Zeit, meine Sachen zu packen und mit Theofelio, meinem fast zahnlosen Eseltreiber (60), die Hänge zum Dorf Vicos abzusteigen. Am späten Nachmittag bin ich wieder in Huaraz, ein letztes Mal, bevor es weiter in den Süden Perus geht. Der Abschied fällt mir schwer, drei Wochen in dieser Bergwelt. Aber im Süden warten neue Berge, neue Herausforderungen.
Ring of Fire T-Shirts
Über dieses Blog
„Super gsi – Beginner’s Mind“ berichtet über Mark’s Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier…