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Tocllaraju, Ishinca & Urus: Solo-Höhenbergsteigen

Nach der verrückten Kletterei am Alpamayo will ich etwas Abstand gewinnen, von Seilschaften. Mich zieht es in das Tal des Ishinca, von wo ich mehrere Touren auch alleine wagen kann. Mit großem Rucksack (sprich Proviant für vier Tage) geht es 16 km ins Tal hinein, ich zu Fuß, das Gepäck am Esel. Das Tal enttäuscht mich nicht, und auch wenn das Gepäck erst um 15.00 auf 4.400m Höhe ankommt, ich packe es gleich auf meinen Rücken um und marschiere auf 4.900 m über steiles Geröll zum Moränenlager. Ich will keine Zeit verlieren, auch wenn der Anstieg mit diesem Gepäck sehr anstrengend ist. Das Wetter dreht, und schon nach wenigen Minuten im Lager beginnt es durchgehend zu schneien an.

Tocllaraju
hinein in die Quebrada Ishinca

Tocllaraju
li oben (Felszacken) ist das Moränenlager, am Talende in den Wolken Tocllaraju, li unten das Refugio Ishinca

Dennoch, ich schlafe gut und beginne meinen Tag um 01.30. Eine halbe Stunde später bin ich in der Dunkelheit, marschiere meinen ersten Hang hoch und merke, dass die Nacht ohne Mond sehr dunkel und die Spuren früherer Besteigungen durch den Schneefall und kalten Wind vollkommen verwischt sind. Zunächst ist die Orientierung recht einfach, und mir gelingt es rasch, auf 5.200 m vorzudringen. Doch bald beginnt meine Stirnlampe in mehrere Richtungen zu suchen. Die Grobrichtung ist klar, doch ich begebe mich nun in ein ausgedehntes Spaltenfeld. Diese großen Spalten zu navigieren geht einigermaßen, auch wenn ich viele mühsame Meter extra erlaufen muss. Die Einsamkeit in dieser Höhe und Nacht bedrückt mich und spornt mich an, gleichzeitig. Ich bin auf mich alleine angewiesen, jede meiner Entscheidungen hat sofortige Auswirkungen. Auf 5.300 m stoße ich dann in der Dunkelheit auf eine Seilschaft, die ebenso bemüht ihren Weg durch diesen knietiefen Schnee sucht. Ich denke sofort, wir können uns die Arbeit teilen. Aber der Bergführer sieht das anders. Er will umkehren. Er meint, der Schnee sei zu locker und deshalb gefährlich. Ich meine, es geht. Er meint, ich soll doch vorgehen. Ich sage, ist gut. Damit ist er endgültig auf mich angefressen, weil nun auch sein Klient nachstößt und ihn auffordert, weiterzumachen. Als ich dann in der Führung auf eine riesige, unüberbrückbare Spalte treffe, setzt sein Klient die Führungsarbeit fort und bleibt in einem großen, mit Serac-Debris bespickten Feld in kleinen Spalten stecken. Sie sind unsichtbar durch die Schneedrift geworden.

Um 05.00 sehe ich keinen Fortschritt, wir kämpfen gegen unsere Orientierungslosigkeit. Wir haben den wichtigen NW-Grat noch nicht erreicht, wir sind spät dran. Ich entscheide mich zur Umkehr, da ich weiterhin ungesichert im Schnee wühle, setze meinen Weg in der Dunkelheit Richtung Zeltplatz fort. Als ich mich nach wenigen Minuten umdrehe, sehe ich, dass auch das zweiköpfige Gespann auf dem Weg nach unten ist. Das Abenteuer Tocllaraju (6.034 m) ist beendet, und das Hineinschlüpfen in den Schlafsack ist fast wie ein Sieg. In dieser Nacht habe ich eine wichtige Lektion gelernt. Solo-Touren in der Nacht auf Gletschern bei tiefem Schnee ohne Weg sind schwierig. Aber Bergsteigen auf einem vorhandenen Trampelpfad ist nichts anderes als Wandern, und eine Besteigung des Tocllaraju ohne Weg ist wahrhaft, während die Querung der Spaltenzone mit Hilfe von Führern, Markierungen, Wegen und gar Leitern auf der Ebene eines Trimm-Dich-Pfades anzusiedeln ist. So betrachtet ist der Weg zum Gipfel des Illiniza Norte bergsteigerisch eine Tat, das Erreichen der Gipfel des Cotopaxi und des Chimborazo eine sportliche, aber keine alpine Leistung.

Tocllaraju
kurz vor dem Zeltplatz: der Sturm tobt noch

Diese Nacht schärft meine Achtung vor Leuten, die ohne fremde Hilfe Berge besteigen. Und ich habe gespürt, wie weit weg ich in dieser Nacht von dieser Fähigkeit war. Die meisten Gipfel in meinem Bergbuch haben die Hilfe anderer in Anspruch genommen: Pfade, Seilsicherungen, Wegmarkierungen, Sicherungsringe, Spuren oder Anwesenheit anderer Seilschaften. Wann werde ich über diesen Schatten springen können? Ich schlafe im Moränenlager schnell ein, erst gegen 10.00 krabble ich aus dem Zelt, und einige Stunden und Gespräche mit heraufsteigenden Seilschaften später stehe ich wieder am Talboden. In der nächsten Nacht probiere ich meinen Solo-Versuch wieder von Neuem, diesmal auf dem wesentlich einfacheren Ishinca.

Tocllaraju
Tocllaraju einen Tag später – erstmals ist der Gipfel wolkenfrei

3 replies

Trackbacks & Pingbacks

  1. Vicos: Abschiedstour aus der Cordillera Blanca – super gsi! says:
    22. March, 2018 at 14:43

    […] mein Blick schweift zum Gipfel des Nevada Copa, aber auch auf die andere Talseite – zum Tocllaraju, Ishinca und […]

  2. Urus Este: Abschied aus der Quebrada Ishinca : super gsi says:
    26. July, 2014 at 11:55

    […] hatte noch einen Tag übrig. Am Tocllaraju habe ich einen Tag eingespart, als ich in einem Durchgang von Huaraz bis zum Moränenlager […]

  3. Ishinca: es kann so leicht sein : super gsi says:
    25. July, 2014 at 13:06

    […] kochend verbringe ich einen sonnigen Nachmittag im Talende der Quebrada Ishinca (4.400 m). Meine wilde Solo-Nacht am Tocllaraju ist wenige Stunden alt, und ich denke mir die Rute am Ishinca durch. Zwei Stunden im Dunkeln im […]

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