Illiniza Norte: zum Geburtstag ein 5.000er
Die Großwetterlage in den nördlichen Andenstaaten entspricht nicht der üblichen Norm. Zu nass, zu kalt, zu stürmisch. Die Leute hier wundern sich alle. Und die Bergführer und Hüttenwirte, mit denen wir ins Gespräch kommen, schütteln nur den Kopf. Wo bleibt das trockene, warme Wetter? Nach dem Nebelgipfel des Corazon machen wir uns mit einer ähnlichen Hoffnung zum Illiniza Norte auf.
auf dem Weg zum Illiniza Norte (in den Wolken)
Von Machachi fahren wir im Bus nach El Chauvi, und von dort mit einem Kleinlaster zum Naturreservat Las Illinizas. Es bleibt trocken, das Gepäck wiegt dennoch beim Aufstieg zum Refugio Nuevos Horizontes auf 4.700 m. Wir erreichen es im Nebel und sind alleine in der Hütte. Wir richten uns für die Nacht ein. Das Ziel ist Akklimatisation, also möglichst viele Stunden auf dieser Höhe. Wir verschlafen den Nachmittag, und gegen sechs am Abend kommen Fredy, der Hüttenwirt, und ein Bergführer mit einem Gast hinauf. Ihr Ziel für den nächsten Tag ist der Illiniza Sur. Das Wetter bessert sich nicht, der Wind faucht die Nacht hindurch. Wir bleiben noch eine Stunde länger im Schlafsack, während die andere Seilschaft bereits um vier Uhr morgens aufbricht.
kurz reisst der Himmel auf und zeigt uns den Grat zum Gipfel
eisige Verhältnisse beim Aufstieg
Wir wollen den Berg machen. Es ist Zeit für einen ordentlichen Anden-Gipfel. Wir sehen den Gipfel nicht, nur den Beginn des Südost-Grates. Ein steiles, felsiges Ungetüm, das sich in die Wolkendecke bohrt. Wir steigen mal links, mal rechts der vielen Gendarmen hoch, tüfteln uns hoch und irgendwann in die Nordflanke zur Traverse unterhalb des Gipfels. Alles geht gut, kein Steinschlag, aber wir müssen schon sehr früh unsere Steigeisen anlegen: der Fels ist mit einer feinen Eisschicht überzogen. Es geht in alle Richtungen, aber meist hinauf, und dann zum kleinen Gipfelkreuz. Wir sind da, auf 5.126 m.
am nächsten Morgen Schnee bis auf 4.000 m Seehöhe
ein Blick zurück zum Illiniza Norte
Der Abstieg wird zur Wegsuche. Die Sicht ist kaum vorhanden, die Spuren vom Aufstieg vom Wind und Wetter verwischt. Wir brauchen etwas, um uns zu orientieren, immer wieder steigen wir etwas ab, um nach dem Weg zu suchen, müssen wieder hinauf, und das geht fast den gesamten Grat so weiter. In der Hütte wartet schon die andere Seilschaft, die in der Nacht ihren Versuch auf den Gipfel des Illiniza Sur wegen zu tiefen Schnees abgebrochen hat.
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"Super gsi - Beginner's Mind" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
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[…] der Höhe liegen. Wir haben in den letzten Tagen sehr viel Zeit über 4.000 m verbracht (Corazon, Illiniza Norte, Cotopaxi), das Schlafen klappt aber in einer Höhe von knapp 5.000m noch […]
[…] auf der Ebene eines Trimm-Dich-Pfades anzusiedeln ist. So betrachtet ist der Weg zum Gipfel des Illiniza Norte bergsteigerisch eine Tat, das Erreichen der Gipfel des Cotopaxi und des Chimborazo eine sportliche, […]
[…] Akklimatisationstouren in NP Cucoy, am Corazon und am Illiniza Norte zeigen Wirkung. Bereits auf über 5.500 m Seehöhe und ich schnaufe immer noch nicht. Es ist vier […]
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