Cotopaxi: durch die Nacht zum Gipfel
Die Akklimatisationstouren in NP Cucoy, am Corazon und am Illiniza Norte zeigen Wirkung. Bereits auf über 5.500 m Seehöhe und ich schnaufe immer noch nicht. Es ist vier Uhr morgens, die Milchstraße über uns zeigt den Weg vor. Der kalte Wind bläst uns entgegen und wir werfen uns ihm entgegen mit allem was wir haben – Jacken, Sturmmasken, mehreren Paaren Handschuhe. Dennoch haben wir das perfekte Wetterfenster erwischt. Keine Wolken, kein Nebel, kein Regen oder Schnee. Es ist nur so richtig beißend kalt, und wir müssen jede Hautpartie so gut wie möglich abdecken. Die Wunden sind nach der Rückkehr offensichtlich: rote Augen, und zwei mächtig blaue große Zehennägel. Das ist der Preis für einen Vulkan der Klasse “Cotopaxi”.
Die Tour zum Cotopaxi (5.897 m) beginnt eigentlich am Illiniza Norte. Die Infos zur Besteigung – aus erster Hand von Bergführern – entmutigen uns zunächst. In Ecuador sind mittlerweile alle Vulkane mit Gletscherhaube nur mehr in Begleitung mit Bergführern zu besteigen. Am Illiniza Norte kommen wir noch um diese Beschränkung herum. Aber am Cotopaxi und auch am Chimborazo herrschen andere Regeln. So engagieren wir – vollkommen entgegen unserem Grundsatz selbstverantwortlich Berge zu besteigen – einen Bergführer, der uns am Nachmittag in Machachi abholt. Im Nationalpark Cotopaxi schlagen wir unser Lager auf – wir im Zelt, Pancho im Hostel. Der Eintritt in den Park ist kostenlos, auch der Campingplatz, wo wir auf ein Schweizer Paar aus Nidwalden treffen. Die Beiden sind schon seit über zwei Jahren mit ihrem geländetauglichen Wohnmobil in Asien, Nord- und Zentralamerika und jetzt in Südamerika unterwegs. Wir haben einen feinen Kaffeeplausch, müssen dann aber in unser Zelt zurück. Denn die Nacht ist kurz, wir stehen um 22.00 wieder auf, fahren eine halbe Stunde später mit Pancho zum Parkplatz (ca. 4.700 m) unterhalb des Refugio Jose Ribas (welches wegen Umbauarbeiten geschlossen war).
beim Abstieg geht nun die Sonne auf
hier mal eine flache Traverse, sonst oft zwischen Gletscherspalten und kleinen Seracs
Uns gefällt, wie Pancho die Sache angeht: ruhig und langsam. Damit meine ich sein Schritttempo. Wir haben etwas Respekt vor der Höhe, sind uns nicht ganz sicher, wie sich die Tour entwickeln wird. Vier Stunden später ist Pancho fast am Ende, hat Anzeichen der Höhenkrankheit. Wir frieren im Wind, weil wir immer wieder seine Pausen abwarten. Er meint, wir sind zu schnell. Recht hat er, wir stehen um 05.20 am Gipfel, Pancho kommt nach einer kurzen Weile nach. Es sind noch über vierzig Minuten bis zum Sonnenaufgang, aber auf dem Gipfel gibt es keinen Schutz gegen den peitschenden Wind. Wir wissen sofort, dass wir das Naturspektakel nicht abwarten wollen. Eine Unterkühlung brauchen wir hier nicht. Der Marsch zurück dauert lange genug, und wir sind gegen 07.15 wieder beim Fahrzeug. Das ist auch eine Art, eine Nacht durchzumachen. Müde räumen wir unseren Zeltplatz, und fahren mit Pancho in eine mir alt bekannte Stadt: Banos.
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"Super gsi - Beginner's Mind" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...
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[…] Wir haben in den letzten Tagen sehr viel Zeit über 4.000 m verbracht (Corazon, Illiniza Norte, Cotopaxi), das Schlafen klappt aber in einer Höhe von knapp 5.000m noch […]
[…] ist der Weg zum Gipfel des Illiniza Norte bergsteigerisch eine Tat, das Erreichen der Gipfel des Cotopaxi und des Chimborazo eine sportliche, aber keine alpine […]
[…] schon auf anderen Bergen (Cotopaxi) sind wir wieder einmal zu schnell. Um 05.20 stehen wir bereits am felsigen Gipfel des Mt. Wilhelm, […]
[…] Gepäck hier hochschleppen, und das wiegt ordentlich. Auch dieses Refugio ist im Umbau (siehe Cotopaxi und Chimborazo), und die kleine Hütte nebenan ist nur für organisierte Touren. Gut, dass ich mein […]
[…] der Bergtour zum Cotopaxi (5.897 m) gönnen wir uns eine Ruhepause im bei Backpackern wie Einheimischen sehr beliebten Banos. Uns ist […]
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