Red Slate Mountain: am Gipfel, aber welchem?
Die Fahrt auf der 120 von Lee Vining nach Benton ist berauschend. Farben aller Art. Mono Lake in tiefem Blau. Die Berge südlich davon im weissen Kleid, dazwischen alle Brauntöne. Die Straße ist bald schneebedeckt, ich muss langsam fahren. Es schneit, dann Regen, dann Schnee. Lichte Wälder, dann wieder Buschlandschaften. Es ist eine Halbwüste hier. Die Straße fließt durch die Gegend, nimmt viele Buckel, es ist wie in einer Achterbahn. Ich wäre noch gerne etwas länger gefahren, aber es sind nur 46 Meilen. In Benton bleibe ich stehen und orientiere mich für die nächste Tour. Benton ist ein Kaff, hat aber eine Schule und eine Bibliothek. Und eine Tankstelle mit einem Café, in dem drei Pensionisten sitzen, ihr Mittagessen verschlingen und sich ein Bier gönnen.
Etwas später, es fängt wieder stark zu regnen an, erkundigen sich Autofahrer beim Chef, ob die Straße nach Lee Vining offen ist. Ein kurzes Telefonat. Nein, geschlossen. Der Sonora-Pass auch. Tioga-Pass. Eigentlich alle Straßen über die Sierra Nevada. Da hatte ich das richtige Timing. Aber mein Trip zum Boundary Peak ist verschoben. Die Wettervorschau hat sich nochmals verschlechtert. So fahre ich zum nächsten besten Berg, der für den nächsten Tag Wolken und etwas Schnee vorhersagt: Red Slate Mountain. Es wird eine Bergtour, auch wenn es hier offensichtlich einen Wanderweg gibt. Aber der ist südseitig, also wenig Hoffnung auf eine gute Unterlage. Ich hoffe auf mehr Glück als am Koip Peak.
Am nächsten Morgen schneit es leicht, die Sicht ist beschränkt. Ich starte um halb sieben, folge dem noch sichtbaren Pfad in das lange Tal. Ich überquere auf wackligen Stämmen den Bach, marschiere durch die Winterlandschaft. Irgendwann ist der Pfad auch zugeschneit und ich muss mich beim Gehen konzentrieren, den Weg zu halten. Auf ca. 3.000 m liegt der Schnee schon gute zwanzig Zentimeter, und ich verfehle den Weg ein erstes Mal. Ich marschiere zurück, fange von vorne an, aber es gelingt mir nicht, den Weg aufzuspüren. Die Sucherei ist mühsam. Ich steige wieder einhundert Höhenmeter ab, als die Sonne durchbricht. Plötzlich Sicht! Ich suche mir einen Ausguck und lege mir eine Route zurecht. Ich steige wieder hoch, nehme diesmal eine etwas andere Richtung. Ein Weg tut sich auf. Ich folge ihm bis zu einer großen Ebene, dort verschwindet er wieder. Nun ist es Zeit, wieder durch die Landschaft zu stampfen und sich nicht um den Weg zu kümmern. Eine halbe Stunde später ist der Himmel wieder voller Schnee und meine Orientierung beschränkt. Nach langem Gehen komme ich an einen Sattel. Ist es das? Rechts hinauf sollte es zum Red Slate Mountain (4.006 m) gehen. Es ist nicht schwierig, wie in diversen Quellen beschrieben. Fast eine Stunde später stehe ich auf der Anhöhe. Nur Wolken um mich herum. Bin ich hier richtig? Ich warte einige Minuten, aber der Himmel tut mir keinen Gefallen. Ich steige wieder langsam ab. Es ist sehr rutschig geworden, und ich muss öfters in den Schnee greifen. Ich finde wieder meine Spur und folge ihr bis zum Auto zurück. Nach über 9 Stunden Marsch ohne Pause packe ich meine Sachen ins Auto und fahre nach Mammoth Lakes. Wie wird das Wetter morgen?
es reisst kurz auf am McGee Creek
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„Super gsi – Beginner’s Mind“ berichtet über Mark’s Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier…