super gsi!
  • Blog
  • The Bigger Trips
  • Ring of Fire
  • Countries
  • Gipfelbuch
  • Hüttenbuch
  • Publikationen
  • Über Super gsi! / Kontakt
  • Search
  • Menu

Mt. Rainier: Spur ziehen bis ganz nach oben

Ich starre auf das blaue Seil vor mir, wie es sich von mir wegbewegt, und ich dann aufschließe, ständig aufpasse, nicht darauf zu treten. Das geht Schritt für Schritt so, Meter für Meter, tausende Meter. Die Sonne brennt herunter, ich habe meine Helm schon längst im Rucksack versorgt, meine Kehle schreit nach Wasser, und die Schultern sind schon vom ewigen Stützen müde. Die Höhe von über 3.500 Meter macht sich bemerkbar, ich gehe langsamer, Schritt für Schritt. Wir sind auf dem Weg zum Gipfel des Mount Rainier.

Mount Rainier ist einer DER Ski-Gipfel in den North Cascasdes. Ein Vulkan, wie einige andere auch, überragt er den Horizont, hat sein eigenes Mikroklima. Die Schönwettertage sind in der Minderheit, und so nutzen wir eine angekündigte Schönwetterphase, um rasch von British Columbia nach Washington überzusetzen. Wir übernachten am Ausgangspunkt unserer Tour in Paradise (1.560 m). Zuvor legen wir mal schnell 90US$ für die Climbing Permits bei der Ranger Station hin. Es ärgert uns schon ein wenig, für einen einzigen Gipfel ist das schon recht heftig. In dieser Nacht schüttet und schneit es, es stürmt, aber wir zweifeln nicht am Wetterbericht. Und so ist es am nächsten Morgen: leicht bewölkt im Tal, doch bald wird klar, oben ist es herrlich.

mount-rainier
die Wolken lichten sind, Mt. Rainier zeigt sich uns

Wir steigen mit ordentlichem Gepäck (Zelt, Schlafsack, Proviant für zwei Tage plus Gletscher- und Skitourenausrüstung) gegen Norden. Wir sind die ersten und einzigen an diesem Tag, die das Muir Snowfield erreichen werden. Schön, aber auch viel Arbeit, denn der neue Schnee ist gut 40 cm hoch, und wir können mit Hilfe von GPS und etwas Navigationsgefühl die Route selbst wählen. Wie wir später bemerken, wird die Route von fast allen angenommen und verfolgt. Wir laufen zunächst recht gemütlich über die Baumgrenze, dann kommt die Sonne, und dann viele Meter am Schneefeld bis zur Scharte, wo das Muir Camp (3.010 m) liegt. Das Biwak ist offen, also sparen wir uns den Zeltaufbau und übernachten in einem Kühlschrank. Davor können wir aber gute zwei Stunden Sonne in der Windstille genießen.

mount-rainier
am Muir Snowfield

mount-rainier
im Muir Biwak, Nudeln schlürfen

Der nächste Tag ist Gipfeltag. Über die erwähnte Scharte geht es zunächst, bereits angeseilt, über einen ersten Gletscher zur Cathedral Gap. Auf der anderen Seite aber kommt das Wilde des Mt. Rainier hervor: riesige Gletscherflüsse mit zahlreichen Seracs und Spalten. Wir folgen zunächst der Cathedral Ridge und queren an ihrem Ende über den Gletscher zu einer weiteren Felsgruppe: dem Disappointment Cleaver. Wir rätseln zunächst, wie wir da hinaufkommen können. Schaut sehr steil aus. Wir entdecken dann eine kleine Lücke, und queren da hinein. Definitiv die Crux, wenn man hier abrutscht, dann ab durch das Kliff hinab in die Spalten. Es gelingt, aber viel weiter kommen wir nicht auf Ski. Der Hang wird nach oben hin steiler, also wieder mal Ski auf den Rücken und hinauf. Der Schnee ist sehr tief, und wir rutschen mit ihm immer wieder zurück. Es kostet uns viel Arbeit und Kraft, die geschätzten 300 Meter zu erklimmen. Wir schnaufen. Aber auch mit den Ski ist der Cleaver steil und anstrengend. Wieder am Seil, immer weiter. Endlich kommen wir vom Cleaver wieder auf einen breiten Gletscher, können hier recht gut zwischen den Seracs und Spalten navigieren. Die Sicht ist prächtig, locker 50 Kilometer.

mount-rainier
prächtiger Gipfeltag

mount-rainier
Disappointment Cleaver (li)

mount-rainier
mühsamer Aufstieg im tiefen Schnee am Disappointment Cleaver

Die Gipfelkuppe scheint nicht mehr allzu weit, und wir reissen uns nochmals zusammen. Die Schritte sind nun verdächtig langsam, und unsere Getränke aufgebraucht. Ich stopfe mir Schnee in den Mund und über die Haare. Die Entfernungen am Mt. Rainier täuschen. Alles wirkt so zum Greifen nah, und dann entpuppt es sich als ein veritables Zwischenziel. Auf diesem Berg wirken die Kuppeln und Felsen wie eine Fatamorgana, nähert man sich ihnen, dann tauchen dahinter wieder andere auf. So geht es, und die Zeit verrinnt plötzlich sehr schnell. Um 13.30, endlich, erreichen wir auf unserer Spur das Gipfelplateau, den Kraterring (4.372 m), von Südosten. Wir liegen sofort im Schnee, schnaufen erstmal ein paar Augenblicke, bis wir etwas herausbringen. Die Pause fällt entsprechend länger aus. Auch, weil wir wissen, dass wir eine fast 2.500 m lange Abfahrt vor uns haben.

mount-rainier
Gipfelblick mit Mt. Adams (li), Mt. St. Helens (re) und im Hintergrund (mi) Mt. Hood

Oben versuchen wir Kraft zu sparen und den Kurs nicht zu verlieren. Als wir dann auf den Cleaver gelangen, wird es interessant. Sehr steile Hänge mit bereits durchfeuchteten Schnee. Alles geht gut, auch die Querung und Ausfahrt aus dem Cleaver. Von hier ist das Muir Biwak nur noch eine schnelle Abfahrt. Wir packen zusammen, sehen, dass nun viele Leute hinaufkommen. Wir stemmen unsere Rucksäcke hoch, wechseln noch das eine oder andere Wort mit künftigen Gipfelaspiranten, und dann geht’s nochmals 1.500 Höhenmeter herab durch teils sulzigen Schnee. Am Auto, so schnell haben wir eine Zwei-Liter-Flasche noch nie ausgetrunken, schmeißen wir alles in den Inneraum, melden uns bei den Rangern im Tal ab, und queren den Südteil Washingtons auf dem Weg zum Mt. St. Helens. Eine Dusche geht sich dazwischen aus, und dann noch etwas Pflegecreme für den Sonnenbrand an den Oberarmen und Nacken. In Cougar ist der Nachthimmel sternenklar. Um Mitternacht sind wir bettfertig, um 05.30 geht der Wecker. Mt. St. Helens ist kein Spaziergang.

6 replies
  1. Gerhard und Maureen says:
    1. May, 2014 at 11:46

    Hallo euch Beiden! Herzliche Gratulation zum mühsam erkämpften Gipfelsieg. Sah auch ohne White-Out ziemlich knackig aus. In der herrlichen Berglandschaft hätte ich wohl wieder an die tausend Fotos machen müssen. Wünschen euch weiterhin so schöne Touren, freuen und schon auf weitere Berichte und immer schön aufpassen.

    Gerhard und Maureen

    PS@Mark: Klettern nicht zu kurz kommen lassen, sonst musst du dich nach deiner Rückkehr warm anziehen 😉

  2. MBuz says:
    3. May, 2014 at 02:10

    hey, ja, klettern kommt hier definitiv zu kurz. Aber das hole ich in zwei Monaten Training wieder rein 😀
    Was macht ihr im Sommer?
    cheers, Mark
    PS: du würdest hier auf keinen Berg kommen, weil es viel zu viel zu fotografieren gäbe 😀

  3. Gerhard und Maureen says:
    4. May, 2014 at 16:25

    Im Sommer sind wir nun definitiv 2.5 weeks in Island, sollte daher unbedingt vorab noch dein Zelt ausprobieren…hoffe das Stangenhalten bleibt uns erspart. Sind jedenfalls schon in Vorfreude, wobei bei Maureen noch der Prüfungsstress überwiegt.

    Sind schon gespannt, was ihr als nächstes so vorhabt. Der McKinley wäre doch nur ein paar Flugstunden entfernt..? 😉

    Schöne Grüße aus dem frühlingshaften, jedoch überwiegend regnerischem Ländle! Außer heute, da ging es zur Abwechslung mal bei sunny means auf´s Flüela Schwarzhorn.

    Gebo

  4. MBuz says:
    5. May, 2014 at 03:07

    cool. vom Pass aus oder vom Gasthof weiter unten auf der Davoser Seite?

Trackbacks & Pingbacks

  1. Mount Adams: Föhnsturm-Biwak, dann zum späten Frühstück am Gipfel : super gsi says:
    4. May, 2014 at 06:28

    […] wollen drei in einer Woche: Mt. Rainier, Mt. St. Helens, und dann noch Mount Adams. Wir haben eine Schönwetterphase, die bald zu Ende […]

  2. Mount St. Helens: 90 Tage unterwegs, dann am Krater : super gsi says:
    2. May, 2014 at 06:17

    […] wechselt langsam in den Frühling, zumindest im Tal ist es in Washington schon frühsommerlich. Am Mount Rainier hatten wir schon teilweise schweren Schnee, und am weit niedrigeren Mt. St. Helens sollte es nicht […]

Leave a Reply

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Leave a Reply Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Share this entry
  • Share on Facebook
  • Share on Twitter
  • Share on Google+
  • Share on Pinterest
  • Share on Linkedin
  • Share on Tumblr
  • Share on Vk
  • Share on Reddit
  • Share by Mail

Abonniere dieses Blog


 

Ring of Fire T-Shirts

Über dieses Blog

"Super gsi - Beginner's Mind" berichtet über Mark's Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier...


Netzwerk für unabhängiges, Reisen weltweit - Sibirien, Peru, Kirgisistan, Libanon, und viele andere interessante Flecken
Followon TwitterSubscribeto RSS Feed

Suche

Kategorien

Archiv

Kürzlich veröffentlicht

  • Gordon, Tourettes s/ Loup, St. Paul de Vence20. July, 2020 - 11:35
  • St. Tropez und andere Perlen19. July, 2020 - 11:29
  • Grasse – Capitale mondiale du Parfum18. July, 2020 - 11:28
  • Fellimännle: zurück in eine vertraute Landschaft31. May, 2020 - 09:59
  • Chinisau: einmal sehen und durch die Gassen gehen29. January, 2020 - 20:58
  • Guernsey: der Kanal einmal anders14. September, 2019 - 09:36
  • Normandie: Träumereien12. September, 2019 - 09:27
  • Provins: hübsche Überraschung in der Champagne10. September, 2019 - 09:21
  • Paris: Immer wieder schön8. September, 2019 - 17:21
  • London hop on, hop off17. July, 2019 - 11:15
  • London Borough Market16. July, 2019 - 17:14
  • Wartkogelsee: Gänsehaut-Temperatur10. July, 2019 - 10:32
  • Marrakech: Katze auf dem heißen Blechdach5. July, 2019 - 09:21
  • Marrakech: Leben im Riad4. July, 2019 - 09:15
  • Marrakech: ein Fest der Augen3. July, 2019 - 15:15

Tag Cloud / Schlagwortverzeichnis

Durchsuchen Sie Super-gsi! mit Hilfe des Schlagwortverzeichnisses

Kategorien

Sport / Aktivitäten Planung

  • Gipfelbuch.ch
  • Internationales Wetter
  • Lawinenwarndienst Schweiz
  • Lawinenwarndienst Südtirol
  • Lawinenwarndienst Vorarlberg
  • Meteo Schweiz
  • Mountainbikeland Schweiz
  • ZAMG Österreich
Popular
  • Bikers Heaven – Tag 130. July, 2007 - 18:27
  • Skitour Drei Türme im RätikonDrei Türme: ein erzwungener Gipfelsieg15. January, 2010 - 17:50
  • Outdoor Woche Briancon MTB Via-Ferrata Klettern BergsteigenAbenteuer-Woche in der Region um Briançon4. October, 2009 - 06:12
  • Die Pflicht: Piz Palü4. April, 2011 - 06:09
  • West Highland Way, SchottlandWest Highland Way: 152 km in 4 Tagen10. May, 2011 - 19:53
  • Soultrip Sizilien27. May, 2013 - 19:02
  • MarrakechDas kleine Abenteuer im März: mit den Skiern in Marokk...17. March, 2010 - 17:46
  • Stürzen verboten: Brisi21. February, 2010 - 17:39
  • Ein Sonnentag auf der Hochkünzelspitze14. October, 2007 - 15:23
Recent
  • Gordon, Tourettes s/ Loup, St. Paul de Vence20. July, 2020 - 11:35
  • St. Tropez und andere Perlen19. July, 2020 - 11:29
  • Grasse – Capitale mondiale du Parfum18. July, 2020 - 11:28
  • Fellimännle: zurück in eine vertraute Landschaft31. May, 2020 - 09:59
  • Chinisau: einmal sehen und durch die Gassen gehen29. January, 2020 - 20:58
  • Guernsey: der Kanal einmal anders14. September, 2019 - 09:36
  • Normandie: Träumereien12. September, 2019 - 09:27
  • Provins: hübsche Überraschung in der Champagne10. September, 2019 - 09:21
  • Paris: Immer wieder schön8. September, 2019 - 17:21
Comments
  • […] Himmel, Feiertage. Vor zwei Jahren (wo war ich...31. May, 2020 - 10:00 by Fellimännle: zurück in eine vertraute Landschaft – super gsi!
  • […] Eine subtropische Vegetation, ein herrlicher Mix...14. September, 2019 - 09:37 by Guernsey: der Kanal einmal anders – super gsi!
  • […] eine. Die Küstenlandschaften verzaubern immer...12. September, 2019 - 09:27 by Normandie: Träumereien – super gsi!
  • […] weit entfernt von unserer Unterkunft, als Alternativtag...10. September, 2019 - 09:22 by Provins: hübsche Überraschung in der Champagne – super gsi!
  • […] am Sonntag, Portobello am Samstag und Camden Town...17. July, 2019 - 11:15 by London hop on, hop off – super gsi!
  • Hallo Jean-Luc, vielen Dank für die Info! Warst du mit...16. July, 2019 - 17:08 by MBuz
  • Momentan ist der Colle di Carro im letzten Teil unpassierbar,...14. July, 2019 - 21:39 by Jean-Luc
  • […] Marrakech begehen wir am frühen Morgen oder am...5. July, 2019 - 09:21 by Marrakech: Katze auf dem heißen Blechdach – super gsi!
  • […] unscheinbaren Türen und schmucklosen Fassaden...4. July, 2019 - 09:16 by Marrakech: Leben im Riad – super gsi!
Tags
Afrika Alpen Alpin Alpstein Altai-2016 Anden Atlantik Bergsteigen Bregenzer Wald Bregenzerwald California Dornbirn Area El Sur 2006 Graubünden Großes Walsertal Impressionen Iran-2018 Kalk Kanada-2013 Lechquellengebirge Mittelmeer Montafon Motivation no comment Oman-2008 Pazifik Review Rezension Rheintal Roadtrip Rocky Mountains Rätikon Sierra Nevada Silvretta Stadtbesichtigung Südasien-2009 Südtirol Tirol Trailrunning Verwall Vulkan Wallis Wettkampf Zentralasien Zentralasien-2010

Tags

Afrika Alaska Alberta Albula Alpen Alpin Alpstein Altai Altai-2016 Amazonas Anden Appenzell Arabien Arktis Atlantik Balkan2016 Baltic-Sea-2018 Baltische See Benelux-2009 Bergsteigen Berner Oberland bouldern Bregenzer Wald Bregenzerwald British Columbia California Dornbirn Area Eisklettern El Sur 2006 Engadin Finnland-2018 First Frankreich-2009 Frankreich-2010 Frankreich-2011 Ganesha 2017 Glarus Granit Graubünden Großes Walsertal Himalaya Hokkaido 2016 Indochina Iran-2018 Irland 2018 Italien-2012 Italien-2013 Jura Kalk Kanada-2013 Laternsertal Lechquellengebirge Lifestyle Marokko-2010 Mittelamerika Mittelamerika-2011 Mittelmeer Montafon Motivation Naher Osten Niederösterreich no comment Oman-2008 Patagonia Pazifik Provence Prättigau Reisevorbereitung Review Rezension Rheintal Roadtrip Rocky Mountains Rätikon Scandinavia 2015 Schottland SE-Asia-2008 Sierra Nevada Silvretta Southern Africa 2016 Spanien-2011 surfen Südasien-2009 Südtirol Tangaroa Tirol Trailrunning Transalp Utah Verwall Vulkan Walgau Wallis Wettkampf Workaway Zentralasien Zentralasien-2010 Ötztal
© Copyright - super gsi - Enfold WordPress Theme by Kriesi
  • Twitter
  • Facebook
  • Instagram
Scroll to top