Five Fingers: Klassiker im Regen


Entlang der Route 99 durch British Columbia, vom Mount Joffre gegen Osten. Für Stunden schaue ich durch die Windschutzscheibe auf die etwas bucklige Straße, getrennt meist durch eine doppelte, dunkelgelbe Linie. Links und rechts geht es meist hoch hinauf, felsig, durchsetzt mit dunkeln, schmalen Tannen. Weit oben sind noch Schneereste, aber der Rest der Hänge versucht in den Frühling zu kommen. Die Straße führt immer weiter in flachere, weitere Landschaften, und die Trockenheit nimmt zu. Manchmal erzählt die Landschaft ihre Geschichte etwas kahl, abgeholzt oder verbrannt, und ich komme nicht umhin nachzudenken, wie diese Reise verläuft. Der Hoch-Winter hat uns in Haines verlassen. Mount Baker liegt schon so weit zurück, aber die Schönheit der Erlebnisse nimmt nicht ab. Vancouver war klasse, aber es sind die Bekanntschaften und Gespräche, die uns täglich wundern lassen, was oder wen wir am nächsten Tag treffen werden. Es sind kleine Überraschungen und Geschenke. Man könnte auch sagen, dies ist eine Entdeckungsreise. Und so ist jede neue Kurve, in die ich mit dem Auto einfahre, jeder neue Hang, den ich besteige, ein neues Pflaster, ein Weg irgendwohin, der etwas birgt und sich offenbart. Immer weiter, immer höher, aber nicht um des Rekordes willen. Je weiter ich komme, desto mehr sehe ich, sehe um mich, sehe mich.

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ein regen-geladener Morgen um Revelstoke

Am frühen Abend erreichen wir Revelstoke. Revelstoke ist ein Zentrum des Wintersport in British Columbia, aber jetzt, Mitte April, kurz vor dem Frühjahrsschlaf. Wir übernachten etwas außerhalb, und werden in der Früh vom leichten Trommeln der Regentropfen gegen das Autodach geweckt. Wir drehen uns nochmals um, doch dann zieht irgendjemand von uns den Reißverschluss seines Schlafsacks. Das ist das inoffizielle Aufbruchsignal, anziehen, Kaffee kochen, Jause packen, und dann raus. Es nieselt etwas, die Wolken hängen sehr tief und wir sehen unser Tagesziel nicht. Wir gehen trotzdem, ein Tag ohne Ski wirkt mittlerweile unnatürlich. Die Route folgt zunächst einer Langlaufloipe, und dann mehr oder weniger direkt und steil durch eine Rinne gegen die Five Fingers. Bald gefällt uns das nicht mehr ganz. Links sind mittelgroße und kleine Nassschneerutsche abgegangen, und der Schnee ist durch den Regen durchnässt und schwer. Wir verlassen die Rinne frühzeitig, und steigen bis zum ersten großen Lawinenkegel hoch. Die Spitzen sind kurz zu sehen, vielleicht noch zwei hundert Höhenmeter, aber recht steil. Zu steil für diese Verhältnisse, wir nehmen die Felle ab und fahren über offene Flächen und im Wald ab. Eine schöne Abfahrt, trotz widriger Verhältnisse. Wir büssen für diesen Ausflug erst am Bus: unsere Sachen sind nass, und wir werden eine lange Zeit brauchen, sie zu trocknen.

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heute unerreichbar – die Five Fingers


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