Grubenjoch: um die Ecke schauen, Rückzug, Drama
Es war wieder eine sehr einsame Tour. Trotz oder wegen dem bevorstehenden Fest. Oder weil auch der Schnee so mager daher kommt. Oder weil wir nur noch „andere“ Touren gehen. Von Zug (1.510 m) geht es durch das Stierlochjoch (2.009 m), bei Neuschnee meist eine kritische Passage. Dann wühlen wir uns durch Bruchharsch, Triebschnee und tiefe Bachrinnen an der Roggspitze vorbei. Hier schaut die Schneelage recht gut aus. Nun biegen wir in das kleine, immer enger werdende Täli zum Grubenjoch ein. Ziehen eine Spur auf eine kleine Anhöhe, um das Gelände etwas besser einzusehen. Ab der Mitte wirkt es kahl, felsig, abgeblasen. Eine Fußtour wäre möglich. Und retour? Ich hätte mir neue Ski unter den Weihnachtsbaum stellen können. Also drehen wir um, die letzten wenigen hundert Meter schenken wir uns.
Roggspitze vorne, mittig hinten Grubenjochspitze
Wir fahren mit Fellen an etwas ab – bis zur Brazer Staffel. Dann wieder hoch zum Stierlochjoch. Hier bläst der Föhnsturm immer stärker. Ich muss mein Gesicht schützen, während wir uns für die Abfahrt bereit machen. Der Wind wirkt wie ein Sandstrahler, so körnig ist der Schnee. Ich blicke in dieses seltsame Tal zurück. Wann wir wohl je wiederkommen?
Die Frage kommt mir wieder in den Sinn, als ich den Lawinenkegel von letzter Woche entdecke. Er steht noch genauso da. Und dann sind zwei große Löcher ausgegraben. Vater und Sohn. Durch die Masse des Schnees und des Bachbetts hatte ihr ABS-Rettungsystem keine Chance. Ich stehe still an der Stelle und betrachten die recht schmale Rinne. Eine kleine Anrisshöhe, und so eine Wirkung. Ich denke an diesem Tag immer wieder an die Verunglückten. Es ist ein wilder Tag, wild und frei.