Flüela Schwarzhorn: am Grat fast abgeblasen


Drei Tage am Stück frei, wie herrlich. Nichts wie mit dem Auto nach Davos und dann hinauf auf die offene Flüela-Passstrasse. Wir planen drei Tage oben zu verbringen. Deshalb parken wir sicherheitshalber unterhalber der möglichen Passsperre bei Tschuggen (1.964 m). Meiner Begleiterin gefällt das gar nicht. Denn das bedeutet 1,5 h die Ski am Rucksack zur Passhöhe laufen. Das Wetter ist herrlich, der Wind bläst ordentlich, und wir stampfen die Straße hinauf, erfolgreich.

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der lange Marsch zum Flüelapass

Am Hospiz Fluela (2.383 m) schnallen wir endlich die Ski an. Der erste, lange und steile NE-Hang schaut schon mächtig eingeblasen aus. Wir testen ihn aus und gehen möglichst „schonend“ durch. Alles passt. Oben an der Kante erwartet uns böiger Wind aus SW. Wir passieren einige Mulden, umrunden den langen Ost-Grat, der vom Flüela Schwarzhorn herunterkommt. Die Landschaft ist sehr kuppiert, ein wenig unübersichtlich, keine Spuren, außer einige hundert Höhenmeter tiefer im Bachbett. Wir schlängeln durch Rinnen, über Schultern und zwischen riesigen Felsblöcken irgendwie durch. Der Schnee ist tief, aber nicht so tief wie erwartet.

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Im teils unübersichtlichem, sehr windgepeitschten Gelände

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auf die Schwarzhornfurgga (Mitte) müssen wir, bevor es rechts hinauf zum Schwarzhorn geht

Bald stehen wir vor dem letzten Anstieg, passieren gekonnt Steilstellen und stehen bald an der Schwarzhornfurgga (2.880 m). Hier donnert der SW-Wind nur so über uns drüber, wir müssen weiter unten wieder Deckung suchen. Skidepot, Steigeisen an, rauf auf den Grat. Die ersten 100 Höhenmeter sind felsig, etwas Blockkletterei, teilweise vereist. Wir müssen uns festhalten, der Wind reisst an einem herum. Der Grat wird weiter oben etwas flacher, der Wind aber umso brutaler. Wir können nicht mehr kommunizieren, das Gesicht tut weh, denn der körnige Schnee wirkt wie ein Sandgebläse. Als es uns einmal fast von den Füßen reisst, beschließen wir im Angesicht des nahe Gipfels umzudrehen. Die Kletterei nach unten ist unter diesen Bedingungen ‚interessant‘.

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abklettern am Grat bei Windstärke bis zu 90km/h

Unter Mühe bereiten wir uns für die Abfahrt vor. Die steilen Hänge gegenüber, die wir nun passieren müssten, um zur Chamanna da Grialetsch zu kommen, gefallen uns nicht. An anderer Stellen hatten wir selbst ausgelöste Schneebretter gesehen. Auch hier entscheiden wir uns, nicht zu queren, sondern abzufahren. Die Abfahrt ist kein wahrer Genuss, auch wenn genug Schnee und Pulver drin liegt. Zuviel. Wir fahren extrem defensiv, von Anfang bis Ende. Und haben letztlich auch noch das Quentchen Glück: am Flüelapass finden wir einen Mitfahrgelegenheit nach Tschuggen und ersparen uns einen langen Rückmarsch. Also: neuer Tag, neues Glück, neuer Berg.


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