Ein Kontinent der Immigranten
Wir fahren in L’Assumption vor, entlang einer Parade von Einfamilienhäusern, blieben an einem Hauseingang stehen, wo Kinder auf uns zustürmen, ein Mann im Dress der Montreal Expos im Türrahmen steht und eine zierliche Frau aus dem Fenster winkt. Wir werden freudig begrüßt, auf Französisch, Englisch und Ländle-Deutsch. So richtig gekreuzt haben sich unsere Wege das erste Mal vor zehn Jahren.
Im Jahr 1880 macht Richard Riedmann seinen ersten Schritt auf Süd-Manhattan, verlässt nach einer mehrwöchigen Überfahrt das Schiff. Der Auswanderer macht sich geradewegs auf den Weg nach Rochester, im Nordwesten des Bundesstaates New York. Seine Bekanntschaft mit einem dort ansässigen Pfarrer machen ihm die Entscheidung, wohin er auswandern und sich niederlassen möchte, leicht.
in der US-amerikanischen Provinz
Für beide Familien – in Montreal wie Rochester – beginnt ein Weg der Anpassung. Während im französisch-sprachigen Kanada Moni ihre sprachlichen Fähigkeiten entwickeln muss und ein Leben mit Germain und den Kindern ohne ihre zurückgelassenen familiären Bindungen in Vorarlberg beginnt, ist die Situation in Rochester nicht viel anders. Die Entwicklungslinien ähneln sich, auch wenn die Rahmenbedingungen andere sind. Liebe da, wirtschaftliche Motive dort. Oder wie bei Charles, die pure Lust anderes kennenzulernen. Charles radelt durch die ost-kanadische Provinz, spricht kaum ein Wort Französisch, ist aber über und über begeistert von Quebec. C’est la vie, sagt er mir, grinst über beide Ohren und träumt schon wieder vom Essen, den Leuten und der ländlichen Architektur der Gaspesie.
Sonnenberg Gardens, Cannandaigua
In Canandaigua unweit von Rochester sind wir für zwei Abende zuhause. Spätsommerliches, schwüles Wetter, Nebel am Morgen, die Ruhe ist überall, ein Schildkröte schlendert über die Interstate. Laurie und Rich, beide selbständig tätig, sind in vielen Dingen aktiv. Und damit meine ich vor allem die Community – vom Soccer Training bis zum Ausschuss des lokalen Botanischen Gartens. Nicht zu vergessen die Honig-Produktion, für die Rich ein langjähriges Faible entwickelt hat. Trotzdem vergeht der Tag für uns wie in Zeitlupe, wir haben viel Zeit und genießen es. Endlich mal Wäsche waschen. Endlich mal ein Auto-freier Tag. Und endlich mal ein mehrgängiges Abendessen. Der Abend endet in der Großfamilie der Riedmans am Canadice Lake, bei Bier, Wasserski und jeder Menge Geschichten. Und dann geht es wieder nach Kanada und zu den Niagara Waterfalls.
nein, keine neue Sportart für mich, macht aber Spass