Über den Südgrat auf den Bergseeschijen
Vier Tage nur Berge, das ist schon was. Ich habe mit Martin zwei “Drecksprojekte” (O-Ton Beat Kammerlander zu mittelmäßigen Klettereien) in Angriff genommen und sind daraufhin in den Kanton Uri übersiedelt. Exakter heißt das: in das Göschener Tal, unweit von Andermatt, das fein und schön eine wunderbare Alpinkulisse bietet. Der ursprüngliche Plan, die Tage im Biwak zu verbringen und so auf null Luxus zurückzugreifen, scheitert allerdings früh am Hüttenwirt der Bergseehütte (2.370 m), der uns schon vor der Hütte abfängt und gleich auf das Zelt-Verbot im Tal hinweist. Derweil haben wir nicht einmal den Rucksack abgenommen, schon wurden wir auf die Buße von 500 Schweizer Franken aufmerksam gemacht. Sehr nett. Der SAC schimpft auf die steigenden Komfort-Bedürfnisse der Hüttenbesucher, kommt da aber mal jemand daher, der nicht einmal ein Zelt aufschlagen will, sondern sich unter einem Fels ein Plätzchen suchen will, wird man aggressiv. Das ist Alpen-Realität.
Zurück zum “Drecksprojekt Nummer 1”. Eine Gratbegehung am Bergseeschijen (2.816 m). Keine große Sache, zehn Seillängen, Stände sind vorbereitet, die Absicherungen sind da, auch wenn der Grat ein wenig alpin ist und hin und wieder eine Schlinge angebracht wird. Ansonsten klettert man halt ein paar Meter solo. Bei dem feinen Granit auch kein großes Thema, wären da nicht im oberen Teil große Flächen von Flechten am Stein. Dieser bröselt nur so unter dem Fuß oder der Hand wie feiner Sand weg und bietet de facto sehr wenig Halt. Ich habe mir eine Bürste gewunschen. Der Zustieg zur Bergseehütte ist ein angenehmer Fußmarsch, mit etwas Höhenmetergewinn (ca. 600). Die Abwechslung an diesem Tag bietet neben dem Hüttenwirt auch sein Schäferhund, der gerne Stöckchen spielt, und eine desolate Slackline, an der wir uns versuchen. Später am Nachmittag erkunden wir den Zustieg zur Route, die wir am nächsten Morgen zeitig aufsuchen.
Martin in der ersten Seillänge
Die zehn Seillängen sind schnell absolviert, die Linien-Orientierung nicht schwierig, und Friends und Keile würde ich das nächste Mal im Tal lassen. Einzig die Schlingen sind hin und wieder hilfreich, auch um Expressen zu verlängern um den Seilzug etwas zu minimieren. Der Abstieg über den Ostgrat ist teilweise versichert, gutes Schuhwerk ist aber angebracht, auch unsere Gamaschen waren was wert: es liegt noch einiges an Schnee da oben. Der Hatsch zurück zur Hütte geht flott, wir packen unsere Rucksäcke und ziehen wieder in den Talboden ab. Das zweite Projekt wartet.
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[…] El Capitan und viele andere geschliffene Granitwände türmen sich auf. Erinnerungen an die Zentralschweiz kommen hoch. Fast habe ich ein Gefühl, dass ich dort gerne wäre. Das dauert aber nur kurz. Nach […]
[…] Bergseeschijen kommen wir rechtzeitig (Parkuhr) ins Tal hinunter, essen einen Happen, packen unsere Rucksäcke um […]
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