Auf ruppigem Asphalt, irgendwo im Parco Nazionale del Pollino
Puglia und unsere Kletterei in Statte liegen hinter uns, eine sternenklare Nacht ebenso. Wenige Kilometer brauchen wir, um am Ausgangspunkt unserer Radroute anzukommen, wieder mal ein Cornetto einzuwerfen, die Räder klar zu machen und schon die ersten Höhenmeter Richtung San Severino Lucano zu bewältigen. Wie schon in Gargano sind diese Provinzstraßen ruppig, löchrig und kaum befahren. Die Sonne lacht, und wir bekommen den einen oder anderen freundlichen Wink oder ein Hupen von vorbeiziehenden Autos.
Um diese Jahreszeit ist im Nationalpark Pollino nicht viel los. Im Sommer kann das anders sein: in San Severino finden wir größere Busparkplätze, in Viggianello allerlei Freizeit-Einrichtungen und in Rotonda ebenso. Kaum verwunderlich, bietet diese Gegend viel Luft, schattige Wege und damit ein willkommenes Entkommen aus der sommerlichen Bruthitze Kalabriens. Unsere zu grobe Straßenkarte läßt uns wieder einmal etwas im Stich, so dass wir uns aufgrund eines etwas engeren Zeitbudgets am heutigen Tag für eine Stichtour entscheiden: über einen „Pass“ hinunter nach Viggianello und hinauf nach Rotonda und das Ganze auf derselben Strecke wieder retour.
grob 80km, rund 1400 Höhenmeter
Rotonda dient uns als willkommener Umkehrpunkt und Cappucino-Rastplatz, um das Leben am Dorfplatz in Augenschein zu nehmen. Männer über 30 disktutierend und arbeitend, alte Frauen in Knie-langen Röcken mit Einkaufstaschen über den Platz huschend. Alle sehr behäbig, fast schläfrig, die italienische Provinz eben. Die Rückkehr zum Büssle wird wieder eine Mischung aus längeren, aber moderaten Anstiegen und sehr vorsichtigen Abfahrten, denn die Löcher im Asphalt sind derart groß, dass Schäden am Rad, Platten und saftige Stürze im Rahmen des Möglichen sind.
In Pollino nehmen wir noch an einer Quelle gut 10 Liter Brunnenwasser mit – für die nächsten Tage unser Duschwasser. Das entpuppt sich als wahrer Segen, können wir doch das Meersalz mit einer Dusch-Ladung von 750 ml (= 1 Trinkflasche) leicht abwaschen. Das machen wir dann auch am Strand bei Pizzo am Golfo di Sant’ Eufenia. Auch hier: nichts los, sauberes Meer, wilde Wellen. Die Reise geht weiter, trotz chaotischer und umständlicher Beschilderung, finden wir den Weg aus dem Gassenchaos der Küste wieder auf die Autobahn bis nach Villa San Giovanni, um mit der Fähre nach Sizilien überzusetzen.
Die Sonne senkt sich, als wir auf die Fähre kommen, sie verschwindet, als wir in das Verkehrsgetümmel von Messina einfahren. Hier herrscht gerade Hochbetrieb, ich fürchte etwas um unser Büssle, wehre mich gegen alles was sich bewegt und steht. Im Schritttempo kommen wir so zu einer äußerst eindrücklichen Besichtigungsrunde der Innenstadt und seines beginnenden Nachtlebens. Als wir dann aus der Stadt entkommen, kann ich etwas durchatmen. Doch wir brauchen im Dunkeln eine Weile, bis wir an den Nordhängen des Etna ankommen und schließlich auch einen passenden Stellplatz finden können. Irgendwo im Wald, wo nur hohe Nadelbäume wachsen und frische Vulkanasche liegt. Und wir in unserem Büssle. Wir hören noch eine Eule, dann schlafen wir ein. Es wartet die nächste Rennrad-Runde, diesmal um den bekanntesten Berg Siziliens: dem Etna.
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