Auf zum Piz Sesvenna


Die Lawinen- und Wettersituation treibt uns am Samstag 05.00 morgens in das Dreiländereck Südtirol-Graubünden-Österreich. Aus irgendeinem Grund haben wir dort noch Sonnenwetter, wenig Wind und die niedrigste Lawinenwarnstufe weit & breit. Das trifft sich gut, denn der Piz Sesvenna (3.204 m) steht schon lange auf unserer Liste.

Von Schlinig (1.726 m) geht’s zunächst über Loipen-Gelände sehr einfach zum Ausgangspunkt der Materialseilbahn und weiter zur Felsbarriere. Diese Barriere ist uns noch gut bekannt, sind wir vor Jahren mit den MTBs im Rahmen unserer Graubünden-Tour diesen Weg gegangen und weiter über den Schlinigpass und die Uina-Schlucht ins Engadin gewechselt. Heute ist die Passage weit anspruchsvoller, weil auf wenigen Metern des Querens die Möglichkeit des Abstürzens gegeben ist. Wir nehmen die Ski, schlagen Stufen und gelangen so auf das Dach des Felsabsturzes, welches einer Steinbock-Familie als Winterquartier dient.

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die Felsbarriere unter der Sesvenna-Hütte

Die Sesvenna-Hütte (2.258 m) inspizieren wir kurz, bevor es über SW und zwei kurzen Steilstufen zur Fuorcla Sesvenna geht. Alles muss gespurt werden, der Schnee bricht unter einer Harschkruste ab. Mühsam. Das Gepäck wird auch nicht leichter – Steigeisen und Pickel inklusive. Vom Sattel sehen wir nach Süden und erblicken zum ersten Mal die Nordseite des Piz Sesvenna. Zunächst fahren wir also mit unseren Fellen an rund 200 Höhenmeter ab, dann queren wir zu einem kleinen Gletscher. Hier entdecken wir vier Tourengeher, die wohl von S-charl heraufgekommen sind. Wir sind so frei und nutzen deren Spur.

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eine der kurzen Steilstufen zum Sesvenna-Pass

Die Querung der finalen Steilstufe zum flachen Plateau entpuppt sich einfacher als gedacht, der Schnee hält hier und rutscht nicht ab. Der Anstieg zum Skidepot an einem kleinen Sattel am Ostgrat zieht sich etwas. Hier treffen wir die vier Skitourengeher, die sich bereits zur Abfahrt bereit machen. Die Eile ist verständlich – das Wetter wird rasant schlechter, schon ist der Gipfel nicht mehr zu sehen. Dennoch wagen wir einen Erkundungsgang in den Ostgrat, folgen im wesentlichen dem Sommerweg. Nach gut 50 Höhenmeter ist aber auch für uns Schluss – der Grat ist zu sehr eingeweht. Den lockeren Schnee auszuräumen hätte sehr lange gebraucht, Zeit, die wir nicht hatten. Also retour, Ski an und ab zum Gegenanstieg. Wie immer ist so ein Gegenanstieg extrem lästig, und diesmal wollten auch meine Felle nicht. Alles wird nun anstrengend, sogar die Abfahrt von der Fuorcla Sesvenna zur Sesvennahütte – im Harsch, teils in etwas Pulver, teils in firnigen Verhältnissen.

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Blick von der Fuorcla Sesvenna zum Piz Sesvenna (Bildmitte rechts)

An der Hütte angekommen mussten wir zunächst den Eingang zum Winterraum ausschaufeln. Die Türe ließ sich nicht mehr öffnen, und ein Blick in das Hüttenbuch verrät das Geheimnis: seit Ende November 2012 war keiner mehr im Winterraum gewesen. Das ist für die gemütliche Stube etwas ungerecht, finde ich. Feine Betten, Ofen, Holz. Wasser muss selbst produziert werden, ebenso wie Licht. Macht uns aber nichts, wir hatten sogar ein Mini-Radio dabei, für die Wetter-News. Leider haben wir keinen Mobil-Telefon Empfang oben, und so ist das Radio zumindest eine Wetter-Quelle. Eine andere ist der Blick in die Nacht: leichter Schneefall, schlechte Sicht. Die Wetterfront kommt also früher als gedacht.

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die letzten Meter zum Skidepot

Am nächsten Morgen bestätigt sich die Vorschau: kaum Sicht, etwa 10 cm Neuschnee. Wir beschließen, statt einer Tour nach Schlinig abzufahren. Die Steilstufe passieren wir sehr leicht und kommen nach etwas Schieben kurz vor 09.00 in Schlinig an. Der Schneefall wird nun stärker, und wir packen die Langlaufski aus dem Auto. Warum nicht? Für vernünftige 4 Euro die Nase dürfen wir auf die Loipe. Zwei Stunden später, mit einem Schnee-bedeckten Gesicht bin ich wieder am Auto. Müde und happy wie immer. Es geht nach Hause.



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