Letztes Kapitel Hexenstein


Der letzte Tag auf unserer Tour durch Südtirol bricht an. Eine feine, frische Nacht liegt hinter uns, Sternenhimmel, ruhiger Stellplatz, und als Ausblick Morgenröte, die von einer sich verändernden Wettersituation warnt. Die Rucksäcke sind schon gepackt, großen Hunger haben wir nicht, aber ein Kaffee geht immer. Wir lassen das Büssle zurück und marschieren vom Passo Valparola nach Osten hinab zum Klettergarten, und dann noch einmal 90° um den Hexenstein, bevor wir die Südkante einsehen.

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noch schnell Zähne putzen, dann geht’s los

Was für zehn Tage sind das gewesen! Im Schnee und Regen mit den Mountainbikes über die Alpen, dann im Nebel zum Monte Cevedale, und schließlich herrliche Kletter- und Wanderrouten auf die Sellatürme, die Drei Zinnen und den Monte Antelao. Und nun als Draufgabe der Hexenstein (2.477 m), den wir heute nur mit einer anderen Seilschaft teilen müssen. Der Einstieg in die Kante ist mit ein wenig Suchen zu finden, aber es sind keine Markierungen oder Stände zu Beginn vorgegeben. Also wacker drauf losklettern (am richtigen Turm…), und dann mehr oder weniger immer den Haken und Rostgurken nach.

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Hexenstein, Südkante (Mitte nach rechts verlaufend, IV+, 7SL, 200 m)

Ab der zweiten Länge sind die Stände gebohrt oder betoniert, und die Route läuft die ersten 6 Seillängen recht klar immer an der Kante, meist etwas rechts davon, entlang. Das Topo unseres Kletterführers „Dolomiten vertikal“ ist allerdings in der 7. SL derart unpräzise, dass wir uns zunächst versteigen, dann die nachfolgende tschechische Seillschaft vorlassen. Deren Topo (aha: auch aus dem Web!) zeigt die Route äußerst detailliert. Nun ist die Routenführung hinter dem Turm und unter dem Klemmblock klar.

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die 6. SL: in den Spalt hinein, UNTER dem Klemmblock durchklettern

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Jiří in der Schlüssellänge

Ab jetzt klettern wir fast in einer Vierer-Seilschaft mit vier Halbseilen. Eine Mischung aus Deutsch, Tschechisch und Englisch entspinnt sich in der Wand, Jiří und Zombie (?) aus Pilsen, zwei Herren wohl älter als ich, klettern geradlinig „tak, tak, super, tak!“ durch die Schlüssellänge (IV+), bevor ich mich im Vorstieg an ihre Fersen hefte. Dann nochmal ein Stand, bevor meine Begleitung zum Gipfelkreuz krabbelt und wir das obligate Foto geschossen kriegen. Die Pause fällt eher kurz aus, das Klettersortiment sauber ordnen, und schon geht es durch die Lauf- und Schützengräben aus dem 1. Weltkrieg, die den gesamten Hexenstein wie einen Termitenbau durchziehen, zurück zum Stellplatz.

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durch die Laufgräben der Geschichte zurück zum Büssle



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