Tourismus-Dollars in Mittelamerika


Die Reise führt uns durch fünf Länder Zentralamerikas, die trotz der Kleinräumigkeit der Region ihre Eigenheiten haben und sich in den letzten einhundert Jahren sehr unterschiedlich entwickelt haben. Der wesentlichste Impuls zur Veränderung der Kultur und Lebensweise kam seit der Kolonisierung durch die Spanier stets von außen, vornehmlich aus den USA und Europa. Bananenplantagen, Militärbasen und der Panama-Kanal sind vielleicht die augenscheinlichsten Beispiele dieses Abhängigkeitsverhältnisses.

Auch wenn diese Einflussnahme heutzutage viel subtiler ausgeübt wird als früher, so ist sie je denn mehr vorhanden. Amerikanische Schnellrestaurantketten finden sich in den Straßen, Santa Claus singt „Jingle Bells“ und US$ sind de facto Parallelwährung in diesen Ländern. Was manche als Kulturimperialismus verschreien, ist teils Ausdruck einer Sehnsucht nach besseren Lebensverhältnissen, die ein schier unendlicher Konsum verspricht. Es ist aber auch eine Begleiterscheinung, die ein neuer Einkommenszweig dieser Volkswirtschaften so begehrlich versucht zu erschließen: den Tourismus.

anflug
Landeanflug auf Tambor (CR)

Was sich hinter nüchternen Zahlen versteckt (z.B. für Costa Rica im Jahr 2010: 2,1 Mrd US$ Umsatz, 600.000 Beschäftigte, 8% des BIP), schaut in den Destinationen oft anders aus. Um Tourismus im Stil von Costa Rica aufzubauen, benötigt es viel Investitionskapital. Und das kommt aus dem Ausland. Im Klartext heißt das: Ausländer investieren in Grundstücke und Bauprojekte, betreiben dann diese und stellen, je nach Größe des Vorhabens, inländische Angestellte für diverse Aufgaben ein. Eine Folge dieser Entwicklung ist, dass viel Land in ausländische Hände wandert. Ein schönes Beispiel ist Santa Teresa in Costa Rica. Einst ein verschlafener Ort, hat der Investitionsboom der letzten fünf Jahre diesen Küstenabschnitt gründlich verändert. Und damit auch die Lebensweise der dortigen Bevölkerung.

pizza
Pizza gibt’s wohl überall…

Das Geld der Gringos, das sich aus den Ausgaben der Touristen speist, ist also eine zweischneidige Sache. Zum einen schafft es Arbeitsplätze und Einkommen, zum anderen wird das Land ausverkauft und „touristisiert“. Daran haben auch Backpacker wie wir einen Anteil. Wir sind die Vorboten einer größeren Reisewelle, die in den Folgejahren ein Land(schaftsbild) zu transformieren vermag. Sanfter Tourismus ist oft ein gern übergangenes Ideal, da Investitionen wieder hereingeholt und Gewinn erwirtschaftet werden will.

Unsere Wege führen uns zwangsläufig durch eine Vielzahl an Schlafmöglichkeiten. Da sind welche, die (noch) ihren Idealen eines sanften Tourismus verbunden sind (wie Bard und seine Rancho Ecologico im Bergwald oberhalb der Playa Cacao bei Golfito, Costa Rica). In Santa Teresa (CR), Boquete (Panama) und San Juan del Sur (Nicaragua) kann man fast nicht mehr von sanften Tourismus per se sprechen, wenn auch die Unterkünfte keine großen Hotels sind, wohl eher kleinere Häuser, die je nach Klientel unterschiedlich luxeriös ausgestattet sind. Auf der anderen Seite der Skala steht zum einen Granada als ein kultureller Anziehungspunkt für Busladungen voll von Touristen als auch wohl Roatan als eine Destination, die über einen eigenen Flughafen und Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe verfügt. Entsprechend ist das Gefühl, auf einen reinen Urlaubsinsel zu sein. Für Backpacker gibt’s hier schon sehr wenig zu holen, die Preise sind entsprechend, die Masse treibt interessanterweise die Preise nach oben. Sehr wenig ist in all diesen Beispielen in einheimischer Hand. Eine Ausnahme bildete auf Omotepe (Nicaragua) die sehr einfache, aber ungemein schön gelegene Unterkunft Tresoro del Pirata. Auch das El Roble in Libertad / Playa San Diego ist zumindest eine Kombi aus El Salvador und UK.

Wir hätten gerne mehr bei Einheimischen übernachtet. Aber das ist in Zentralamerika eine Rarität, zumindest über jene Quellen, mit deren Hilfe wir uns informieren (Reiseführer, Internet).


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