Senor Lehman und die Welt der Insekten


Wir sitzen im Bus, irgendwo in Nicaragua. Die Landschaft fährt an einem vorbei, die Welt draußen ist nah und doch von uns abgeschirmt. Die Armut in den Straßen ist sichtbar, Kinder spielen in den erdigen Straßen, die Älteren sitzen vor ihren Hauseingängen. Es wird spät, es wird dunkel, Regen setzt ein, die Welt verwandelt sich in einen ungemütlichen Grenzposten, den wir passieren müssen. Zurück liegen Strände, Sonne und die Illusion von Happyness. Das Fest im Baseball-Stadion. Bewaffnete Polizei patrouilliert, Fragen werden gestellt, und wir suchen rasch Schutz im Inneren des Busses. Keiner will im Nichts draußen stehen.

In La Ceiba scheint die Sonne wieder. Für einen Moment könnte man in dieser Stadt an der karibischen Küste Honduras‘ die Tristesse vergessen. Die Straßen sind voll, das Geschäft läuft, die Menschen haben ein Lächeln für uns übrig. Oder für unser Spanisch. Wir haben etwas Zeit, wollen nicht „shoppen“ oder gar ein amerikanisches Schnellrestaurant besuchen. Wir beschließen, dem Museum für Schmetterlinge und Insekten einen Besuch abzustatten.

schmetterlinge

Etwas, was Mittelamerika wirklich in Hülle und Fülle hat, ist wohl der Artenreichtum an Käfern, Spinnen und Schmetterlingen. Das sehen wir mit einem Blick auf die Sammlung von Señor Lehman, der dieses Museum in Eigenregie aufgebaut hat. Ein Sammler, ein Insekten-Fan(atiker). Und ein Wissender. Seine Geschichten weiss er zu erzählen (angefangen vom internationalen Insektentauschhandel, über das Schmetterlings-ABC bis zur Verbreitung von Dengue-Fieber), und ist sichtlich stolz, auch ein paar Schmetterlinge aus Osttirol herzeigen zu dürfen. Die flattern zwar nicht mehr, sind aber fein säuberlich aufgespießt und getrocknet in Schaukästen ausgestellt. Aber die interessieren uns eher wenig. Stattdessen die riesigen Schmetterlinge, die der Kontinent zu bieten hat.

So schön diese Flügeltiere auch sind, noch mehr faszinieren mich die Käfer. Manche können mit ihren Kiefern ordentliche Äste knacken, wird uns erzählt. Gut vorstellbar. Irgendwo findet sich auch ein Trio von Nashornkäfern, die sich durch ein paar Melonenstücke fressen. Eine Tarantel, ein paar fette Larven und ein Tausendfüssler sind die wenigen lebenden Tiere hier, die Señor Lehman mit seinen Händen hervor bringt. Der Rest bleibt, wie gesagt, reglos hinter dem Schaukasten. Bei einigen Spinnen- und Skorpionarten ist es uns wohl lieber so. Die Hundertfüßler schauen sehr unfreundlich aus, und ich hab den Verdacht, dass sie ein den Boden berührendes Moskitonetz wohl „unterwandern“ könnten. So eine Nacht könnte übel ungemütlich werden.

Gerne tragen wir uns in das Gästebuch ein, wünschen Señor Lehman viel Erfolg bei seinen nächtlichen Expeditionen im honduranischen Busch und machen uns auf den Weg durch ein sicheres, ergo wohlhabendes Viertel. Nach Roatan.


Ring of Fire T-Shirts


Über dieses Blog

Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs „Super gsi – Beginner’s Mind“. Mehr dazu hier…


Leave the first comment

Teilen
Veröffentlicht
Kategorien
Tags
Ring of Fire T-Shirts
Über dieses Blog

Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs „Super gsi – Beginner’s Mind“. Mehr dazu hier…