Roadies auf dem Weg nach Hause


Die letzten Tage brachen an, Roatan lag hinter uns, San Pedro Sula ebenso, im schicken, halbvollen Bus von Hernan Allas querten wir den Norden des Landes bis hin zum Hochland. Honduras hat soviele Gesichter.

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Hola, hola!

Im Dunkeln schleichen wir uns nach Copán. Hier ist die Backpacker-Welt noch in Ordnung. Hostels so weit das Auge reicht, Backpacker an jeder dritten Ecke, die von ihren „Abenteuern“ (aka Checklisten) erzählen. Unbekümmert schlendert man durch die mit Pflastersteinen befestigten Strassen. Die Strassenküchen verführen uns, das Geld für ein Bier sitzt locker. Wir merken, der Abschied hat begonnen. Ich bin nachdenklich, denke an El Salvador, denke an die Tage, die danach kommen. Es ist schön, „auf Achse“ zu sein. Aber dann kommt der Tag, und man packt seine Tasche ein letztes Mal zusammen, steigt ins Taxi zum Flugfeld, und sieht die lieb gewonnene Heimat nur mehr von oben.

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Das wird einmal eine heiße Tasse Kaffee

In Copán ist dieses Gefühl allgegenwärtig. Eine seltsame Mischung aus Aufbruch und Untergang, die sich vor uns ausbreitet. Einst eine Blüte der Maya-Kultur, hatte Copán schon bessere Zeiten erlebt. Und doch verschwand diese Stadt mit ihren rund 25.000 Einwohnern irgendwann im tropischen Wald. Die Ausgrabungen erzählen die Geschichte von Wachstum, und Fall. Und führen den Mythos vom allwissenden, mit der Natur verbundenen Indianer ins Absurde. Die stärkste These, die Archäologen für das Zurücklassen von Copán und vieler anderer Maya-Stätten entwickelt haben, basiert auf der Annahme der Vernichtung von natürlichen Ressourcen durch Bevölkerungsdruck. Die Einwohner von Copán wichen nach Norden in die noch unberührten Wälder von Nord-Guatemala aus, dort gab es Ressourcen genug für einige Jahrhunderte.

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Maya-Style

Unsere Ressourcen genügen für einen heißen Kaffee, und zwei Nächte im Iguana Azul. Es ist ein einfaches, sauberes Hostel mit netten Gästen und Personal, und auch wenn man nachts wegen der nahen Straße kaum schlafen kann, würden wir gerne weiter hier bleiben. Wir haben uns an das Rucksack-Leben gewöhnt, sind fast schon Roadies geworden. Nur unsere Wäsche könnte jetzt mal einen heissen Waschgang vertragen. Stattdessen waten wir durch Matsch, kratzen an diversen Insektenstichen und halten uns die Ohren zu, wenn irgendwo wieder ein Radio ein „Jingle Bells“ trällert.

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Der Rest vom Fest, im 8. Jhdt gaben die Mayas Copan auf

Da fällt es uns leicht, in Libertad (El Salvador) einzufallen. Keine Backpacker. Keine Touristen. Im El Roble sind wir unter uns. Unter uns, mit einem Dutzend älterer und junger Damen, von denen eine ihren Geburtstag feiert. Der letzte Abend bricht an, wir lachen und trinken, sehnen uns nach mehr, weigern uns ins Bett zu gehen, zögern das Unvermeidliche hinaus. Erfinden immer neue Gründe aufzubleiben, bevor wir dann doch mit Schlagseite unter’s Moskitonetz kriechen. Mit dem Aufwachen ist der Traum vorbei, es geht zurück, und trotzdem erinnern uns Glitzer im Gesicht und Perlenketten aus Plastik an eine Welt, die bald ganz weit weg sein wird. Fast schon aus Protest gegen diese Rückführung schlendere ich mit meiner Halskette durch die Flughäfen. Spätestens in Frankfurt am Montag Morgen ist mir schlecht. Hätten wir nicht schon den nächsten Roadie-Traum in unseren Köpfen, wäre das nun echt ungünstig. Wir holen uns einen Kaffee, und das Leben geht weiter.

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Mit einem Knall von der Bühne abtreten, und dann ab nach Hause


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