Höhenskitouren im Monte Rosa Gebiet
Das Wetter war heute ein wenig auf der Kippe: sehr warm, teils böig, und von Süden und Westen Bewölkung aufziehend. Wir beschlossen, eine Kurztour in nicht allzu große Höhen zu machen, die Lawinengefahr stieg gegen Nachmittag auf „3“ an.
Um Mittag herum und nach Nachtdienst ging es also von Bad Hopfreben (1.007m) zunächst zum Üntschenberg Alpweg und diesen durch den Wald folgend bis zum Üntschenberg Vorsäß. Hin und wieder gab es lichte Stellen mit schönen Blicken auf den Refugio Mantova mit Skitouren jenseits der 4.000 m Seehöhe. Im Monte Rosa Gebiet waren wir eigentlich noch nie so richtig gewesen, hatten nur Nachbarn wie Zermatt und Saas-Fee besucht.
Sonnenuntergang an der Mantova-Hütte, das Mont-Blanc-Massiv schön in Licht gehüllt
Vom Talort Gressoney-La-Trinité ging es für uns zunächst bequem mit der Seilbahn über drei Teilstrecken zum Punta Indren hinauf. Wir nutzten diese Aufstiegshilfe, weil wir das Lawinenrisiko am späteren Nachmittag meiden wollten. Leider zu Recht, wie die Berichte dieser Tage aus dem Wallis zeigten. Auf ca 3.200 m Seehöhe verließen wir die höchste Bergstation und stiegen recht unspektakulär zur Hütte Mantova (3.498 m) hoch, bei bestem Wetter und viel Sonne. Paolo von der Berghütte hatte uns schon erwartet und wir bekamen ein sehr ruhiges, kleines Zimmer nur für uns. Der Service sowie die Ausstattung der Hütte war hoch, bis auf das fließend Wasser, das fehlte. An Unterhaltungsmöglichkeiten mangelte es nicht: bald hatten wir uns mit einer Gruppe aus Bruneck / Südtirol bekannt gemacht und die nächsten Tage viel zu erzählen gehabt.
Blick auf das Refugio Mantova (unten links)
Der erste Skitourentag ging bei kühlen Temperaturen, aber Windstille am Refiguo Gnifetti (3. 625 m) vorbei hoch zum Grenzgletscher und dann unter der Parrotspitze (4.432 m) zum Colle Gnifetti (4.452 m), ein Sattel zwischen Zumsteinspitze (4.563 m) und Signalkuppe (4.554 m). Der Weg zum Colle Gnifetti war skitechnisch gesehen gar keine Schwierigkeit, allerdings spürten wir die Höhe durch Schwindel und flauem Gefühl im Magen. Der Gletscher zeigte gar keine Spalten, alles schien in bester Ordnung.
Südgrat zur Zumsteinspitze hoch
Blick von der Zumsteinspitze hinüber zur Signalkuppe
Vom Colle Gnifetti stiegen wir dann ohne Ski aber mit Steigeisen und Pickel den Grat zur Zumsteinspitze hoch, teils im Schnee, teils im Fels. Der Osthang war sehr steil und offenbarte atemberaubende Blicke in die Tiefe des Valle Alanzasca. Die Dufourspitze, der höchste Berg der Schweiz, war zum Greifen nah. Nach dem Abstieg fuhren wir mit den Ski noch auf die andere Seite des Sattels und stiegen wiederum mit Steigeisen und Pickel den steilen Hang zur Signalkuppe und dem Refugio Margherita hoch. Vom Balkon des Refugio geht’s hunderte Meter in die Tiefe, und so mancher muss kurz ans Geländer greifen, so schwindlig kann es einem da werden.
Schon im Abstieg von der Signalkuppe
Die Abfahrt zum Lager war einfach, aber auch wegen der Schneeverhältnisse und der Höhe anstrengend. So gab es zur Belohnung ein Bier auf der Terrasse des Refugio und lange Gespräche über die nächste Skitour am Monte Rosa …