Edelweiss Raid 2011: Skitouren Adventure Race in den Tuxer Alpen
Vor wenigen Tagen habe ich an dieser Stelle etwas über mein Trainingsprogramm geschrieben, und dabei erwähnt, dass einer meiner sportlichen Höhepunkte des Jahres näher rückt. Nun ist das 2-Tages-Rennen auf Skiern vorbei, müde, glücklich, sehr positiv gestimmt sitze ich wieder im warmen und trockenen Büro. Das Edelweiss Raid 2011 ist ein Team-Wettbewerb für militärische Spezialeinheiten, die sich im Hochgebirge beweisen müssen.
Die Aufgabenstellung war klar, einfach und doch anspruchsvoll. Zunächst einmal zu den Aufgaben auf dem Kurs:
- Suche nach Lawinenverschütteten mit LVS-Gerät und Schaufel
- Abfahrt der Mannschaft am Seil
- Schießen auf 150 m Entfernung
- Abseilen über 30 m in eine Klamm
- Bergen eines Verünglückten aus einer alpinen Notlage
- Orientieren im Gelände – suchen und finden von vorgegebenen Orientierungspunkten
- Abtransport eines Verletzten mit einer UT2000 ins Tal
Die rund 40 km lange Strecke in den Tuxer Alpen
Das Lager Walchen (1.410 m) im Wattener Tal bildete um 07.00 den Startpunkt des 40 km langen Kurses. Die Luft warm, der Wind föhnig und trocken ging es zunächst hoch zur Hippoldspitze (2.642 m), ein ski-technisch einfacher Weg hinauf zur ersten Anhöhe. Hier hatten uns schon einige der Spitzenteams überholt, zogen schnaufend zum Gipfel. Unser Team (übrigens sehr hochkarätig besetzt mit Brigadier Konzett, Oberst Grissmann, Oberst Greußing, Oberstleutnant Kerschat, Vizeleutnant Heim, Oberleutnant Unterberger und Rekrut Isele) teilte sich das Tempo gut ein, fuhr dann mit den Fellen zum Hippoldjoch (2.410 m) ab, und folgte dem Grat (meist mit den Skiern nun am Rucksack über leichte Kletterstellen) über die Eiskarspitze (2.611 m) und dem Eiskarjoch (2.480 m) bis zur Torspitze (2.663 m). Das anschließende Abfahren am Seil in zwei Gruppen ging rasant über die Bühne, und ich als Schließender der Gruppe um Werner Greußing glaubte an eine Fahrt mit Wasserski, so zog es mich am Seil nach unten. Bei den Abfahrten machten wir hier und in weiterer Folge immer wieder Boden gut.
Auch im Schießen waren wir nicht schlecht, unser Jüngster (Patrick Isele) und unser Chef, Militärkommandant von Vorarlberg, Ernst Konzett, schossen sich dabei richtig warm und holten wichtige Minuten für uns heraus. Auch beim Abseilen kannte Werner Greußing mit seinen Mannen kein Pardon, sie fielen förmlich über Büsche und Überhänge hinab in tiefen Schnee. Der Aufstieg vom Lager Lizum (1.960 m) zur Mölser Scharte und zum Mölserberg (2.478 m) zog sich dann aber doch etwas. Nun hatte sich das 18 Mannschaften große Feld schon deutlich auseinander gezogen. Während die einen schon das Biwak (am Mölser Hochleger, 2037 m) bezogen, mussten wir zunächst eine wilde Abfahrt vom Mölserberg absolvieren, dann die Alpstraße hochlaufen und später einen Kilometer lang nochmals ein zweites großes Gepäckstück zum Biwakplatz hochschleppen. Erst hier konnten wir mal verschnaufen, bauten die Zelte für die Nacht auf, aßen etwas, tranken unheimlich viel, gingen bald in die Schlafsäcke, denn um 04.30 war wieder Tagwache.
Eine der zahlreichen „Gehstrecken“ – hier am Grat in Richtung Torspitze
Tag 2 ließ sich wetterwettermäßig nicht so gut an. Eine Tiefdruckwetterlage hatte nun die Tuxer Alpen erreicht, es schneite heftig und die Sicht war äußerst schlecht. Die Stimmung war aber ausgezeichnet, wir hatten uns gut erholt, nur die Schultern waren vom schweren Gepäck etwas lädiert. Nach dem Biwakabbau ging es also auf die zweite Etappe, zunächst über einen mäßig steilen, manchmal leicht ausgesetzten Weg auf die Naviser Sonnenspitze (2.642 m), wiederum mit kurzen Steigpassagen. Über das Naviser Jöchel (2.479 m) kämpften wir uns an so mancher Mannschaft vorbei zum Grünberg (2.790 m) und letztlich zur Kreuzspitze (2.746 m). Die Abfahrt war vom Schnee her überraschend gut, und in mir kam für Momente gewisse Tiefschneefreude auf, trotz ordentlich Gepäck.
Die Sicht bescheiden, bewegten wir uns fast immer am Grat entlang bis zur Kreuzspitze
Ein schmaler, fast aperer Weg mit viel Wurzelwerk führte über die Seegrube (2.235 m) zum Meissnerhaus (1.707 m), das vorletzte Etappenziel. Der Anstieg zum Patscherkofel (2.246 m) war nur noch Zugabe, auch wenn es immer nasser wurde und wir froh waren, vom Berg wieder herunterzukommen. Ich musste dabei das verletzte Opfer spielen, welche in einem zusammengebauten Rettungsschlitten von zwei Mitstreitern „heruntergeführt“ wurde. Werner Greußing ließ es sich nicht nehmen, hier nochmals seine Skifahrer-Qualitäten zur Geltung zu bringen, und nutzte jede Gelegenheit zum Schußfahren, dass es mich auf der UT2000 nur so durchschüttelte. So kam ich letztlich liegend und festgezurrt wie ein Paket ins Ziel (Talstation Patscherkofelbahn in Igls, 870 m) eingefahren.
Wir hatten gut 4.000 Höhenmeter hinter uns gebracht, teils unter widrigen Wetterverhältnissen. Wir waren müde, aber nicht fertig, glücklich über trockene Socken und heißen Gulasch. Klar, dass die Stimmung am Kameradschaftsabend im Hochlager Lizum bei allen Teams sehr gelöst war, glücklich über die bestandene Aufgabe. Mit Platz 10 von 18 Teams hatten wir unser Ziel mehr als erreicht. Insgesamt eine sehr gelungene und bestens organisierte Veranstaltung, die den Zusammenhalt und gute Stimmung innerhalb der Gebirgstruppe und auch zu den internationalen Teams aus Deutschland, der Schweiz, der Tschechei, Polen und Belgien sehr förderte. Für mich heißt es nun das Training wieder langsam angehen zu lassen und sich für die nächsten großen Ziele, die im Kaukasus liegen werden, zu rüsten.
Hier noch weitere Fotoimpressionen vom Edelweiss Raid 2011…