Den Orient im Namen: Samarkand


Samarkand klingt für unsere Ohren wie Zuckerwatte, feinste Seide und sattgelber Honig in einem. Ich wage nicht es als einen mystischen Ort zu bezeichnen, aber in jenen Zeiten, als der Mensch mit Kamelen sein Haus teilen musste, waren Moscheen und Paläste in Samarkand gewiss ein Weltwunder.

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So kennt man Samarkand seit Jahrhunderten

Kommt man aus der Wüste, oder wie wir von der tajikischen-uzbekischen Grenze, dann ist die Stadt eine äußerst willkommene Abwechslung. Schattig und großzügig, luftig und entspannt. Dass die alten Gebäude aus Lehm und Kacheln den Turm von Pisa mimen, beruhigt uns nicht, erstaunt aber ebensowenig. Wieviele Erdstöße mussten sie schon überstanden haben?

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das touristische Prunkstück – der Palast mit Moschee

Ja, die tajikisch-uzbekische Grenze! Dieser Übergang verdient das Wort „Grenze“ zur Gänze. Wassergräben für Fahrzeuge, Sperren für Fussgänger, unentwegte Passkontrollen von Milizionären, die nur eines tun: sich die Langeweile zu vertreiben. Ansonsten herrscht hier Stillstand, mit sporadischen Anfällen von Betriebsamkeit einzelner Beamter, die dann dermaßen in Hektik verfallen, dass es nur noch kreuz und quer geht. Gerade, dass nicht das kleine Grüppchen, dem wir auch angehören, und in einer Art Blockabfertigung seit zwei Stunden am Grenzschuppen steht, sich gegenseitig niedertrampelt.

Schließlich mutiert die Zolldeklaration zur uzbekischen Parodie. Mehr schlecht als recht kämpfen wir uns durch das russisch gehaltene Formular, um später ein in Englisch gehaltenes Examplar einer Britney Spers an der Wand zu entdecken. Es wurde wohl der jungen Frau abgenommen und – da vorbildlich leserlich ausgefüllt – exemplarisch an die Mauer geheftet. Wenige Momente später kläfft die Domina in Polizeiuniform, dass jeder „dva deklaratia, nje adin!“ (zwei  Formulare)  auszufüllen hat, fix! Sie schickt mich weg, ich bleibe stehen und mache auf dumm. Sie ist genervt, und ich nerve sie weiter. Später bekomme ich keinen Blick mehr von ihr, nur noch das abgestempelte zweite Formular über den Tisch geschoben. Wir sagen nichts, greifen uns das Papier und gehen hinaus zu den wartenden Mini-Bussen, die uns nach Samarkand weiterreichen. Landgrenzen in Zentralasien sind was Tolles, da lernt man die europäische Reisefreiheit so richtig zu schätzen.

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in Samarkand gibt es viele schöne und große Plätze

In Samarkand lassen wir uns in einem privaten Innenhof über die Nacht nieder. Quittenbäume, wilde Blumen, Weinreben schenken dem Platz Schatten, und wir erfreuen uns eines grünen Tees mitten in diesem Kleinod im Herzen von Samarkand. Die Schwestern, die dieses Haus führen, sprechen mit uns Englisch, Russisch, gar Deutsch. Auch die Küchenfrauen kommunizieren auf ihre Weise mit uns, mit einem Lächeln. Am nächsten Morgen geht es weiter ins Landesinnere nach Bukhara, entlang von Baumwollplantagen und kleinen Siedlungen, entlang der Seidenstraße.

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Keramik am Palast



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