Berner Oberland: Konkordiaplatz


Nach unseren vier Gipfeln (Mönch, Jungfrau, Großes Fiescherhorn und Finsteraarhorn) mussten wir die Heimreise aus dem Berner Oberland antreten. Das bedeutete aber nochmals volle Konzentration, denn der Weg von den Finsteraarhornhütten zur Jungfraubahn ist weit und führt ausschließlich über Gletscher.

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Im Morgengrauen schon über der Grünhornlücke, im Hintergrund das Finsteraarhorn

Um 04.00 starteten wir in die Dunkelheit, um den noch harten Trittschnee auszunutzen. Leider blieb die Nacht bewölkt, daher die Temperaturen deutlich über Plus, und der Schnee weich. Dennoch überquerten wir sicher den Walliser Fiescherfirn in Richtung Grünhornlücke (Anstieg von ca. 250 Höhenmeter). Dort, wo mehrere Hänge in einander übergehen, ist die Ausrichtung der Spalten oft komplex und durcheinander, entsprechend vorsichtig gingen wir hier ans Werk. Von der Grünhornlücke sahen wir zum Konkordiaplatz hinunter, ein rieser Kessel, in dem vier Gletscher zusammenfließen. Den Blick auf den Konkordiaplatz hatten wir übrigens auch schon letztes Jahr, allerdings vom Süden aus: mit dem MTB sind wir unter dem Tälligrat zum Märjelesee gelangt.

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Der Konkordiaplatz von der Grünhornlücke aus; der markante Gipfel links ist das Aletschhorn

Der Abstieg zum Konkordiaplatz war der feinste Abschnitt der gesamten Tagestour von rund 8km. 8km klingt wenig, aber auf einem Gletscher ist das eine Ewigkeit. Das Blankeis zum und auf dem Konkordiaplatz, welches sich in Pfüzen, Rinnsale und Bäche wandelte, schaffte aber auch Übersicht über die Spalten und ermöglichte ein gutes Vorankommen.

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Am Konkordiaplatz, in der Bildmitte rechts hinten die Jungfrau mit dem steilen Gipfelaufschwung

Leider ging diese gute Übersicht bald verloren – zum einen durch noch liegen gebliebenen Firn, zum anderen durch einen recht großen Gletscherbach, der einen für uns unüberwindbaren Canyon gebildet hatte. So folgten wir diesem bis zum Berghang der Trugberg-Kette, um über den Moränenrand den Bach und den Schrund zu umgehen und schließlich unter großer Vorsicht wieder in die Mitte des Gletschers zurückzukommen und in den Jungfraufirn abzubiegen.

In diesem Gewirr aus Firn, Spalten und Bächen war es nicht leicht, so etwas wie eine Spur auszumachen. So mußten wir selbst einen Weg aus diesem Labyrinth finden, um hunderte Meter später endlich auf einen brauchbaren Schneepfad zu stoßen. Dieser leitete uns zielstrebig gegen den Ausgangsstollen der Jungfraubahn, auch wenn wir bis dorthin mehrere hundert sichtbare Spalten und Risse überqueren mussten.

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Blick zurück vom Jungfraufirn auf den Konkordiaplatz, und immer noch ein gutes Stück zu gehen

Nach 7,5 Stunden konzentriertem Gehen erreichten wir schließlich den Sphinxstollen und freuten uns nurmehr auf ein kühlendes Bad im Brienzer See, welches wir uns nach einem kurzen Besuch in Interlaken erfüllten. Eine aufregende, wunderschöne 6-Tagestour ging zu Ende, mit sehr vielen neuen Erkenntnissen, Erfahrungen und der Gewißheit, dass Hochtouren kein Nachmittagsspaziergang sind.



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