Berner Oberland: Großes Fiescherhorn
Nach der dritten Nacht (siehe Mönch, Jungfrau) auf der Mönchsjochhütte war es Zeit, diese zu verlassen und sich eine neue Unterkunft in der Gletscherregion zu suchen. Ziel: die Finsteraarhornhütten (3.048m). Der Weg: über die Fiescherhörner.
Aus diesem Winkel recht unspektakulär: der Fieschersattel
Der Weg führte uns zunächst während der Nacht über das Ewigschneefäld bis zu einem Firnhang nördlich von Punkt 3.509 (ca. 3.350 m). Die Nordseite war von gewaltigen Gletscherbrüchen gekennzeichnet, wir mussten uns also unseren Weg in die Flanke der Fiescherhörner zunächst suchen. Was so einfach als „Aufstieg über den Firnhang zum Fieschersattel“ (3.923 m) beschrieben wird, war an diesem frühen Morgen das Schwerste der gesamten Woche in den Berner Alpen.
Der Blick in die Tiefe vom Fieschersattel aus
Schnell neigte sich der Firnhang in scharfe Steigungen, große Spalten ließen uns „Kurven laufen“. Wo es weiter steiler wurde, mussten wir zwei mal einen ordentlichen Bergschrund überwinden, um dann nach Süden in immer lockerer werdendem Schnee den 45-50° steilen Hang traversieren. Das war nicht ohne, und nun über ein Felsband aus sehr lockerem Gestein noch die letzten 100 Höhenmeter zum Fieschersattel zu erklimmen. Geröll brach immer wieder ab, wir mussten hier ordentlich aufpassen – mit großem Rucksack, Steigeisen und Handschuhen ist Klettern nochmals eine Spur anders.
Auf dem SO-Grat zum Großen Fiescherhorn
Vom Fieschersattel hatten wir eine prächtige Aussicht auf das Gletscherplateau vor dem Ochs, unser Zwischenziel war aber das Große Fiescherhorn (4.048 m), eine rund 45-minütige Gratwanderung in solidem Fels bei Klettereien bis Schwierigkeit II. Die Schwierigkeit hier bestand in der Wahl der richtigen Route, denn bei großen Hindernissen konnte man mal auf der Seite, mal auf der anderen sehr ausgesetzt umgehen. Bald hatten wir aber auch hier den Gipfel erreicht, stiegen aber rasch ab – die Zeit (9.00) drängte: die Sonne wandelte den Firn in tiefen Schnee, und das ist auf Gletschern nie eine gute Sache.
Blick vom Fieschersattel zu einem weiteren Ziel der Woche: das Finsteraarhorn
Der Marsch über den Walliser Fiescherfirn zog sich – zunächst auf dem Plateau der Fiescherhörner, dann eine große Gletscherabbruchzone umgehend, und schließlich die weite Ebene bis zur Finsteraarhornhütte, die wir gegen 12.00 erreichten. Viele Spalten machten die Sache spannend, und eine zwickte mich ins Knie. Auch meine Bekannte machte einen einbeinigen Tauchgang, sehr zu ihrer Mißfreude. Wieder am soliden Fels, brachten die 80 Höhenmeter Steig zur Hütte nur mehr zwei zum Vorschein: Freude und Schnaufen.
Im „ruhigen“ Teil des Fiescherfirns