Aufstieg in den Nationalpark Toubkal


Der Hauptgrund für unsere Kurzreise nach Marokko war die Aussicht auf ein paar schöne Firn-Skitouren. Der Hohe Atlas bietet im März so etwas, also hatten wir es auf die Region um den Nationalpark Toubkal abgesehen. Von Marrakesh liegt dieser etwa 60 km entfernt, mit Bus und Grand Taxi muss man aber einen guten Vormittag mit der Anfahrt nach Imlil (über Asni) rechnen.

Aroumd Toubkal National Park
Aroumd im Hintergrund

Wir hatten aber das Glück, schon vor Wochen beim Refuge les Mouflons (eine der beiden verfügbaren Refuges im Kerngebiet des Nationalparks) ein Zimmer reserviert zu haben. Denn davon gibt es nur eines. Und so – ohne es zu wissen – waren wir die VIPs des Refuge, zumindest gab man uns das Gefühl. Mohamed, selbst Bergführer und Skifahrer auch in den Schweizer Alpen, hatte über Jahre Beherbergungs- und Transportbetriebe aufgebaut, und das Refuge Les Mouflons gehörte auch dazu. Wir riefen ihn am Vortag an, und er bot uns an, uns nach Imlil mitzunehmen. Er musste selbst dorthin.

Mules in Imlil
Das Muli weiss was kommt – Ibrahim (links) und Mohamed (rechts) helfen bei bepacken

Gesagt, getan. In knapp zwei Stunden (inklusive Marktbesichtigung in Asni und Kaffee-Pause) brachte uns Mohammad in seinem Quatre-quatre zunächst zum Annex in Imlil, wo wir einen kleinen Teil der Ausrüstung zurückließen. Dann packten wir unseren Maulesel, und schon ging es zusammen mit Ibrahim, dem Muli-Führer, über Stock und Stein die 1.600 Höhenmeter hoch zum Refuge Les Mouflons.

Nationalpark Toubkal
Der steinige Weg hinauf zum Refuge Les Mouflons Toubkal

Nach guten 3 Stunden schnallten wir die Skier und die Rucksäcke selbst an, ließen Ibrahim und das Muli an der Schneegrenze zurück und stiegen die letzten 200 Höhenmeter zur Hütte hoch. Abdullah, Manager des Refuge, begrüßte uns sehr herzlich – Minztee gehörte dazu. Das Refuge selbst ist recht groß (bis zu 160 Betten!), im Sommer, wenn einheimische Touristen von Mulis getragen hochkommen das Tal stürmen, ist es schon mal ausgebucht. Es ist recht modern, hat einen prima „Shop“, allerdings auch nur eine Feuerstelle. Das kann ein bißchen frösteln, speziell wenn es um’s duschen geht (eine warme Dusche gibt es trotzdem!). Strom ist nur Abends da (aus Generatoren gespeist), und auch warme Küche gibt es.

Nationalpark Toubkal
Man nähert sicher der Schneegrenze bei ca. 3.000 Meter

Der große Vorteil des Refuge Les Mouflons sind seine sauberen Räume und die frische Luft, auch die Terrasse ist klasse und die Manschaft, die oben den Dienst versieht. Wir hatten stets einen Spaß, unterhielten uns auf französisch, englisch, spanisch und manchmal gar auf deutsch. Berber sind sehr sprachgewandt, und sehr gastfreundlich. Immer gab es Tee, viele Geschichten und herzliche Worte. Das Mouflon ist gewiss zu empfehlen.

Vom Refuge ging es in drei Skitouren auf insgesamt 6 Gipfel, darunter Djebel Toubkal, Akioud und Timesguida. Nach drei Nächten mussten wir wieder ins Tal, zusammen mit Ibrahim und seinem Muli, nach Imlil zum Annex, wo wir unsere Übernachtung geplant haben. Mohamed war auch wieder da, diesmal mit seiner Frau, und wir hatten ein tolles Abendessen im marokanischen Stil auf Polstern. Wir erzählten von unseren weiteren Reiseplänen, und nach kurzer Überlegung schlugen uns Mohamed und seine Frau Saloua vor, mit ihnen am selben Abend nach Marrakech zurückzufahren, um den Morgenbus nach Essaouira zu erwischen. Wir waren überrascht, willigten aber nur allzu gerne ein – und schliefen bei den beiden und deren Familie in deren Haus in Marrakech.

Am nächsten Morgen lernten wir beim gemeinsamen Frühstück auch die Kinder kennen, und hatten eine Menge Gesprächsstoff. Geschlafen haben wir im riesigen Wohnzimmer der beiden, alles mit Polstern und Teppichen ausgelegt. Vor der Reise habe ich mich schon auf die arabische Gastfreundschaft gefreut, hier erlebten wir sie hautnah – wildfremde Leute einladen, wie Freunde behandeln, sie beschützen, bis man sicher ist, dass sie gut weiterkommen werden. Das ist Berber-Tradition. Mohamed brachte uns letztlich zum Bus-Bahnhof, und wir fuhren weiter zum Atlantik. Je vous en prie!


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