Tastend um das Stierlochjoch


Wie schon in den letzten beiden Jahren (2008 auf die Sienspitze, 2009 zur Glattjöchlspitze) wollten wir das neue Jahr mit einer zünftigen Tour beginnen. Zu Mittag erst in Zug (1.510m), ging es über den Sommerweg zunächst durch Wald, später Latschen Richtung Stierlochalpe. Hier sind wir schon 2007 mit den Mountainbikes auf dem Weg nach Oberlech vorbeigefahren, allerdings talabwärts.

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Auf dem Sommerweg zum Stierlochjoch

Das Wetter schien hier noch prächtig, und einige Freerider, die mit der Seilbahn von Zürs aus hinauf befördert wurden, kamen vom Mattlochjoch herunter. Wir stiegen allerdings ein wenig höher (auf der Westseite des Tales, querten einige Lawinenhänge unterhalb der Unteren Schafberge (nicht der Mehlsack – das ist der obere Schafberg!) und stiegen langsam zum Stierlochjoch hoch. Ein Wort zu diesen Lawinenhängen: die Ost-seitig gelegenen Hänge sind recht steil, felsdurchsetzt und lang. Einige Lawinen müssten bis vor ein paar Tagen hier abgegangen sein, wir stiegen des öfteren über kleinere Lawinenkegel.

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Nun muss man sich rechts halten, um zum Stierlochjoch zu kommen

Das Stierlochjoch ist bei guter Sicht kein großes Problem und man hält sich an so mancher Abfahrtsspur. Stets westseitig am Hang entlang bis zum Joch (ein Wegweiser markiert schon den erfolgreichen Übergang), bevor wir uns leicht nach Osten gegen die Roggalspitze (2.673 m) wandten. Leider verschlechterte sich das Wetter, die hohe Wolkendecke und die späte Tageszeit machten uns den Aufstieg (wir mussten eigentlich fast vom Latschenfeld unterhalb des Stierlochjochs spuren) mühsam: Geländekonturen waren äußerst schwer zu erkennen, Wechten oft bis gerade mal einen Meter vor der Skispitze.

Auf gut 2.100 m Seehöhe wendet man sich gegen Osten in ein Tälchen, das von der Roggalspitze im Süden und von der Oberen Wildgrubenspitze im Norden begrenzt wird. Der Aufstieg ist hier deutlich steiler als der Rest der Tour. In vielen Spitzkehren folgten wir einem Rücken, weil er einfach am besten zu sehen war. Auf ca. 2.350 m erreicht man ein erstes, kurzes Plateau, ein weiteres tiefer im Tälchen. Nun steht man praktisch vor einer Felswand, die außer nach Westen nach allen Himmelsrichtungen einschließt.

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Die Obere Grätlisgratspitze (links) im schon fahlen Licht

Die Dunkelheit setzt uns nun zu, wir entschlossen uns, auf 2.450 m Seehöhe umzudrehen, um die Ravensburger Hütte noch vor Einbruch des Abends zu erreichen. Das eigentliche Ziel, die Obere Grätlisgratspitze (2.642 m) mussten wir daher liegen lassen. Es fehlte noch ein steiler Gipfelhang im Zick-zack. Die Abfahrt zur Ravensburger Hütte (1.918 m) hatte wenigstens massig Pulver, die Sicht war allerdings noch miserabler. Man fuhr mit dem Tastsinn der Fußsohlen, nicht auf Sicht.

Die Hütte selbst war verlassen, kein Mensch da. Der Winterraum war offen, fließend Wasser gab es auch. Nach dem wir den Ofen eingeheizt hatten und Wasser aufstellten, machten wir es  uns gemütlich. Die Stube war schön, Licht gab es auch, nur sie schlotterte den ganzen Abend vor Kälte. Auch nach dem Abendessen und unzähligen Tassen Tee. Erst im Matratzenlager wurde ihr wärmer, mit fünf Decken über dem Kopf.

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Das Wetter verschlechtert sich am Abend immer mehr, hier der Blick zum Spullersee

Der nächste Morgen hatte das gebracht, was die Wolkendecke am Vorabend versprochen hatte: 20cm Neuschnee. Leider auch Gipfel in Wolken, und daher eine miserable Sicht auf Skihöhe. Nach dem Aufräumen des Winterraums ging es zurück zum Stierlochjoch, um die Lage für weitere Touren zu sondieren. Doch dabei blieb es auch – Sicht sehr schlecht, teilweise nur bis zur Skispitze, und stürmischer Wind mit Schneefall. Wir entschieden uns für den bekannten Weg retour, da die Orientierung nicht gewährleistet war.

Die Abfahrt wurde zu einer kleinen Expedition – Schritt für Schritt den Hang entlang, sich am Joch vorbei schmuggeln ohne zu weit nach Osten zu rutschen und die Abkürzung über die Felswand zu nehmen. Man kann auch blind skifahren, soweit es das Gelände zuläßt und man es kennt. Spannend war es schon, im Schneesturm die Lawinenhänge zu queren und vor dem Latschenwald den Hang zur Alpstraße abzufahren (inklusiver Frontalcrash in eine mannhohe Schneewechte).

Schade um das Wetter, das ist eine prima Skitourengegend, die wir dringend wieder aufsuchen müssen. Das mit dem Weg-suchen gefällt uns, selbst eine Spur anzulegen, sich am Gelände zu orientieren und den besten Trail zu finden.



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