Drei Türme: ein erzwungener Gipfelsieg
Die Drei Türme sind eine der auffälligsten Naturerscheinungen in Sachen „Berggipfel in Vorarlberg“: hoch, steil, uneinnehmbar. Und doch gibt es sowohl im Sommer wie im Winter Wege, da hinauf zu kommen, und wir hatten das schon lange vor. Nun kam der Startschuss: gute Wettervorhersage und niedrige Lawinenwarnstufe. Auf diesem Berg ist das ganz besonders wichtig.
Im Morgengrauen geht’s los – hier bei der Oberen Sporaalpe
Am Donnerstag Abend mussten wir die notwendigen Vorarbeiten leisten – sprich Aufstieg von Latschau (985 m) zur Lindauer Hütte (1.744 m) durch das Gauertal. Da kamen die vielen Touren wieder hoch, die wir früher hier gestartet oder beendet hatten: die Sulzfluh, die Tschaggunser Mittagsspitze, die Golm-Rundfahrt, oder gerade letztens den Trip hinauf zum Kreuzjoch. Jetzt im Dunkeln des Abends war die Strecke anders, und es hat sich doch gezogen. Irgendwann um 21.30 kamen wir an, besetzten den Winterraum, um festzustellen, dass dort keine Zünder für das Holz vorhanden waren. Also schlichen wir enttäuscht in das etwas kalte Matratzenlager…
Unsere Zielnachbarn: das Eisjöchle mit der Drusenfluh (rechts)
Der nächste Morgen war frisch, aber nicht bissig kalt. Der Aufstieg vorbei an der Oberen Sporaalpe (1.739 m) ging flott, auch wenn man keine Spuren lesen konnte. Der Schnee war windverblasen, hart, teilweise mit einem Deckel drauf. Das relativ flache Stück endete auf halben Weg zum Öfenpass, nun bogen wir gegen den Berg nach Süden. Die Nordhänge lagen alle im Schatten, und doch war kein Pulver da, sondern harter, vom Wind gepresster Schnee.
Der Sporaturm im Visier, rechts der Sockel der Gamsfreiheit
Der Aufstieg wurde zunehmend steiler und hatte den Charakter von kleinen Etappen: steile Aufstiege von rund 100 bis 150 Höhenmetern, dann eine Kuppe, und wieder der nächste steile Hang. Oft hatten wir es mit Querungen zu tun, und unsere Felle fanden keinen Grip im hartgepressten Schnee. Also Harscheisen rauf. Das machte die Sache sicherer, aber wesentlich anstregender (keine oder kleinere Steighilfe, mehr Gewicht an den Beinen, kein Ziehen der Skier sondern Anheben). Die Route mussten wir sowieso selbst festlegen, mit dem üblichen Einbrechen im Schneedeckel.
Die Schlüsselstelle: lange Querung eines sehr steilen Hanges, dahinter der Kleine Turm
Einmal die richtige Abzweigung genommen (nicht zum Eisjöchle hinauf), konnte von der Orientierung eigentlich nichts mehr schiefgehen. Zu gut war die Sicht, und zu eindeutig die Passage. Auch wenn der Weg auszehrte, irgendwann kamen wir am Sporaturm (2.489 m) vorbei, passierten dann eine interessante Falle (riesiges Loch aus Fels und Eis) und kämpften uns dann den steilen Anstieg zum kleinen Turm hoch. Der Schnee wurde immer tückischer: im steilen Gelände brach er ein, in flachen Querungen bot er keinen Halt. Die Spitzkehren werden in diesem Abschnitt bis zum Abwinken geübt. Manchmal bis zu 180°. Die Schlüsselstelle kommt, unserer Meinung nach, kurz unterhalb zum Anstieg zum kleinen Turm, sobald man eine Steilstufe mit einer Hangquerung überwinden muss. Die notwendigen Höhenmeter hinzubekommen war eine Kraftleistung – man wollte nicht zu tief passieren, aber hoch hinauf zu kommen war wegen der Steilheit des Hanges und dem abrutschenden Schnee definitiv kein leichtes Unterfangen. Ein bißchen Schnaufen, Fluchen, den linken Ski vor den anderen setzen. Schritt für Schritt, alles mit Bedacht. Aber auch das gelang, mit viel Biss und Willen.
Kurz vor dem Ansteig zum Mittleren Turm, dahinter der Kleine Turm und das Massiv der Sulzfluh
Einmal auf dem kleinen Joch zwischen kleinem Turm und dem mittleren Turm angekommen, hatten wir alles: Sonne, passable Schneeverhältnisse für den Aufstieg und die Aussicht auf den recht nahen Großen Turm. Auf seinem Rücken stiegen wir hoch, ein gutes Dutzend Spitzkehren, aber dann war alles ok und bestens und wir hatten schon unsere Rucksäcke offen und was zu beißen.
Wie letztens auf der Matona war die Abfahrt allerdings weniger lustig. Der Schnee machte Kurvenfahren zu einer schwierigen Übung, bremste uns abrupt ab, ließ den Rucksack nach vorne schießen, und so ging es über gerippten Hartschnee bis zur Lindauer Hütte zurück, wo wir nochmals im Schnee eine Essenspause einlegten. Die Abfahrt ins Dorf bot den besten Schnee, schön griffig. Alles andere war nun in unserer Erinnerung, oder Kamera, der Sieg des Willens, und die Drei Türme auf unserer Gipfelliste.
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„Super gsi – Beginner’s Mind“ berichtet über Mark’s Reisen und Outdoor-Aktivitäten, meist Skitouren, Bergsteigen und Bike-Touren. Mehr dazu hier…