Radmarathon durch das Val de la Clarée zum Col du Galibier
Am dritten Tag unserer Briançon-Woche fuhren wir noch im Morgendunkel von unserem schönen Stellplatz bei Pied du Col nach Monetier-les-Bains (ca. 1.500 m) weiter – zum Start einer 90km Runde durch zwei Täler und über mehrere Pässe.
Das erste Teilstück (ca. 20 km) folgte der Nationalstraße nach Briancon (ca. 1.300 m). Eigentlich keine große Erwähnung wert, da es eine fast reine Abfahrt war. Doch bis wir in Briancon ankamen, hatten wir Eisfinger und Eisfüsse, so kalt war es. In einer lokalen Boulangerie hieß es sich mit einem Kaffee und einer warmen Baguette aufzutauen.
Durch die Stadt Briancon ging es nun fortwährend aufwärts bis ins Tal der Clarée, welches sehr flach über dutzende Kilometer anstieg. Im Winter ist hier sicherlich die Hölle los, aber auch im Hochsommer stehen zahlreiche Campingplätze zur Verfügung. Die Landschaft ist prächtig, aber Ende September ist es hier beinahe leer. Gut für uns.
Blick zurück ins Tal der Clarée und nach Nevache
Über Nevache fahren wir weiter, die Straßen werden enger, steiler, kurviger, bis sie schließlich vollends in eine holprige Schotterstraße übergehen. Alpen auf Alpen folgen, der Weg bleibt trotz groben Untergrunds noch fahrbar. Damit hört es sich dann aber bei der Refuge des Drayères (ca. 2.300 m) auf, die erste Schiebepassage beginnt.
Das obere Tal der Clarée mit den Pointes des Cerces
Der nun steile Wanderweg erklimmt Meter für Meter die Pass-Höhe Seuil des Rochilles. Unterwegs treffen wir nur Schafherden und einige französische Gebirgsjäger. Die Landschaft ist nun karg geworden, nackter Fels, wenig Wasser, hin und wieder Gräser. Auf der Passhöhe dann zwei kleine Seen, wovon der eine fast ausgetrocknet ist. Nochmals ein paar Höhenmeter, und dann sehen wir über eine Kante (Col des Rochilles, 2.496m) in das Tal der Torrent.
Es folgte wieder einer harte, schüttelreiche Abfahrt von mehreren hundert Höhenmetern (auf ca. 1.900 Hm herunter). Im Grastrail mache ich einen unfreiwilligen Abstieg vom Rad, und schon geht es weiter.
Ein flotter Grastrail zum Fuß der Passstraße zum Col du Galibier
Die letzte Prüfung ist der rund 10km lange Anstieg auf den Col du Galibier (2.642 m). In der Nachmittagssonne wird das zu einer Hitzeschlacht, und wir fahren in unterschiedlichem Tempo die Serpentinen hoch. Durchschnittliche 8-9% Steigung sind für uns ok, und die Beschilderung der Strecke für Radfahrer ist super: Verbleibende Kilometer, zu erwartende Steigung. Auch entgegenkommende Autofahrer feuern uns an. Radfahren ist in Frankreich nicht nur ein Sport, sondern ein Teil der nationalen Identität. Das freut natürlich auch uns, les Autrichiens.
Blick zurück auf die letzten Serpentinen vor dem Col du Galibier
Irgendwann haben wir auch diesen geschichtsträchtigen Pass erklommen – zusammen mit all den anderen, die schon vor uns in großen oder kleinen Pulks von Radprofis und Radamateuren hier herauf gefahren sind. Die Namen der Tour de France Fahrer sind immer noch und immer wieder im Asphalt der Fahrbahn verewigt, meine Name findet sich nicht.
Nach einer kurzen Pause auf dem Col du Galibier rüsten wir um für die Abfahrt und schießen zum Col du Lautaret herunter, und dann weiter bis nach Monetier-les-Bains, wo schon unser Racing-Bus auf uns wartet. Was für eine fantastische Runde von mehr als 90 km und 2.000 Höhenmetern, für die wir ca. 7,5 Stunden gebraucht haben.
Nach Stärkung und Einkauf in Briancon fuhren wir für die Nacht zum Refuge de Cezanne (ca. 1.800 m) am Ende der Reserve Naturelle du Torrent de Saint-Pierre, unser Ausgangspunkt für eine dreitägige Hochtour im Nationalpark Ecrins.
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