RAID de pays d’Augne – fantastisches Rennen in der Normandie
Das Adventure Race in und um Orbec / Normandie war für uns ein wahres Abenteuer. Nicht nur das Rennen selbst, sondern das gesamte Drumherum war ein geniales, langes Wochenende. Voller Vorfreude fuhren wir nach rund 10 Stunden Anfahrt in Orbec (rund 60 km von Le Havre entfernt) ein und waren schon vom Städtchen sehr angetan (dazu morgen in einem separaten Post mehr). Ohne Probleme (beste Beschilderung und Einweiser!) fanden wir den Treffpunkt und sahen schon, dass das eine etwas größere Dimension hatte: 4 Wettbewerbsklassen, über 300 Aktive, ein Sportplatz voller Zelte, und ein sehr herzliches Bienvenue durch die zwei Organisatoren Ganaël und Christophe.
Mein eingerostetes Französisch reichte für wichtige Infos, ein bißchen Smalltalk und dann einen ersten Rundgang durch die Stadt. Am gleichen Abend ging auch der Nachtbewerb (nicht in unserer Klasse) los. Wir aber bekamen unsere Startnummern für den nächsten Tag…
Zum Rennen: Start war am Hauptplatz von Orbec mit einer Kurzeinweisung ins Renngeschehen. Viel Infos wie es ablaufen sollte hatten wir nicht, Briefings gäbe es immer von Station zu Station. Der Bürgermeister sagte noch ein paar Grußworte, und dann wurden auch noch les Autrichiens erwähnt, und dass wir extra zum Rennen angereist sind, alles blickte auf uns, wir bekamen Sonderapplaus und standen jetzt schon als Exoten fest. Der Start war in einem Art Jagdmodus, sprich jedes Paar startete in 30 Sekunden Abschnitten. Und wer hatte die Ehre, als Erster das Rennen anzugehen? Les Autrichiens.
Prächtiges Wetter konnte die am Vortag stark aufgeweichten Wege nicht trocknen und so ging es auf der ersten Etappe mit dem Mountainbike durch tiefsten Schlamm, schmierseifen-artige Wege und rutschige Wiesen. Wir hatten ein wenig Probleme mit der Karte und der Aufgabe, einem bestimmten Weg zu folgen. Die Bojen zum Abstempeln unserer Nachweiskarte waren ja nicht eingezeichnet. Da hatten wir auf den ersten Kilometern einiges an Hektik, bis wir das System kapiert haben.
Ein paar Mitbewerber hatten es besonders eilig. Auf schmalsten Wegen wurde überholt, gedrängelt, und Saltos geschlagen. Einer tauchte Meter vor uns mit einem Köpfler in ein Schlammloch, das war wohl nicht das ersehnte Frühstück. Und dann überraschend viele Reifenplatzer, überall wo wir hinkamen. Dort einer, da einer, dann wieder ein Knall, da die Kette, … wie auf einem Schlachtfeld. Wir fuhren weiter, les Autrichiens.
Nach den ersten 11 km Mountainbike ging es zum Run & Bike, eigentlich eine witzige Geschichte (einer läuft, einer radelt). Hier zwischen den Hecken (Bocage) aus Dornen, Ästen in Lenkerhöhe und Schlammspuren war es eher „einer läuft, einer schiebt“. Rund 6,5km gab es anhand einer Folge von Anweisungen (300 m geradeaus, dann links, …) Bojen anzusteuern. Nicht leicht, aber dank dem Tacho am Mountainbike hatten wir einen guten Überblick über die Distanzen. Les Autrichiens haben auch diesen Abschnitt gemeistert, ohne Schäden.
Nun kam der Höhepunkt: Lauf zum Sportplatz, und dann in die Kajaks. Die Kajaks waren offene Doppelkajaks, also ohne Abdeckung oder Plane. Nach den ersten 10 Sekunden waren wir bis von den Schuhen bis zum Bauchnabel komplett nass. Hauptsache, die 5 Kilo Schlamm an jedem Bein waren weg … Die Kajakroute folgte rund 7km lang einem kleinen Flüßchen (Breite zwischen 2 und 4 Meter, Tiefe 20cm bis 1m), der es in sich hatte. Keine 20m ging es jemals gerade aus, Windungen um 90 Grad und mehr, Äste und Gebüsch auf Bootshöhe (und damit im Gesicht, und jetzt war uns auch klar, warum wir den Helm aufhatten), Kühe im Wasser, und dann immer wieder Stromschnellen, die wir manchmal auch rückwärts passieren mussten. Wir haben einige andere Kajaks überholt, einige fischten sich gegenseitig aus dem Wasser. Die letzte Stromschnelle war fast schon ein Hechtsprung in die Tiefe, und da hat nicht viel gefehlt, und auch les Autrichiens hätten ein Bad genommen. Aber man muss sagen, wir haben das überraschend gut gemacht.
Ok, mit Wasserstiefeln, Helm auf dem Kopf und nassen Hosen einen Orientierungslauf zu machen, hatten wir uns nicht im Traum vorgestellt. Durch Wälder ging es nun 7km wieder zu unseren Rädern, und das klappte alles ganz gut. Alle Bojen gefunden, und am Schluss waren sogar unsere Hosen wieder trocken. Nun folgte eine weitere 11km Mountainbike-Strecke, allerdings mit Hinweispfeilen am Boden, so dass wir hier ordentlich Gas geben konnten.
Beim nächsten Orientierungslauf (ohne Karte), aber mit Anweisungen für die Bussole mussten wir der Sprache ein wenig Tribut zollen (konnte ja nicht alle Fachtermini und das Lexikon war ja auch nicht im Rucksack am Rücken), so dass die Orientierung recht schwer fiel. Hier verloren wir doch einige Zeit, auch wenn wir dann doch alle Bojen erreichten und schon wieder für die letzte Etappe (12km Mountainbike und 5 Bojen zum Finden) im Sattel saßen.
Nach knapp 7 Stunden fuhren wir wieder auf dem Hauptplatz von Orbec ein, und kamen zur letzten Station – Luftgewehrschießen (das angekündigte Bogenschießen war für eine andere Klasse bestimmt gewesen).
In der Mixed-Klasse waren wir vorne mit dabei, in der Gesamtwertung (Männer, Frauen, Mixed) im Mittelfeld. Am Abend bei der Siegerehrung (vorher noch die geniale Dusche) gab es für die ersten drei Teams schöne Preise, viel Applaus und reichlich Wein. Ja, und dann mussten auch noch les Autrichiens auf die Bühne, bekamen viel Applaus und auch noch ganz viele Geschenke (regionale Produkte von Käse über Cidre…) mit nach Hause. Und so war es egal, was ich ins Mikrophon auf Fragen sagen musste…
Die Party im Anschluss hatte es in sich, und das drei-gängige Essen vertilgten wir mit Hochgenuss! Das muss man sagen, da haben es sich die Organisatoren nicht reuen lassen. Morgens Frühstück, Abends dieses tolle Essen, T-Shirts für alle Teilnehmer, und eine super Organisation auf der Strecke! Ein gewaltiges Rennerlebnis, viele neue Bekanntschaften und beste Erinnerungen nahmen wir wieder mit aus der Normandie.
Bei der Abschlussparty gaben die Teilnehmer dann alles, auch ihre Hosen…