Der wilde Osten VI – Aufbruchstimmung
Ein Gastbeitrag von Armin Delacher
Diese Woche hatte ich eine Art Bewerbungsgespräch. Ein aktuelles Projekt hier ist so gut wie beendet und es wird langsam Zeit mich um das danach zu kümmern.
Eine der ersten Fragen des Gesprächs lautete was ich für die drei wichtigsten Dinge als Voraussetzung für ein Projekt erachte – ich antwortete so was wie – einen klar definierter Auftrag, eindeutig formulierte Ziele/Erfüll-Kriterien und irgend etwas allgemeingültig – übliches drittes.
Das Gespräch verlief sehr nett und interessant. So weit nichts besonderes. Nach dem Gespräch ging ich mit einem der Interviewer auf ein Bier. Da fragte mich dieser was die 3 positivsten und was die 3 negativsten Dinge seien, die mir in/an Bulgarien aufgefallen seien – das war der Beginn einer sehr angeregten und spannenden Unterhaltung.
Kurz zuvor hatte ich einen Termin mit zweien der Gründer eines des renommiertesten Anwaltsbüros hier in Sofia gehabt. Es ging um ein Projekt mit dem Ziel hier in Bulgarien eine Weinproduktion aufzubauen. Diesen Termin hatte ich noch lebhaft in Erinnerung und so war das erste Beispiel das mir positiv zu erwähnen einfiel dieses:
Ein Anwaltsbüro das vor ca. 15 Jahren von 4 Freunden gegründet wurde die sich seit Schulzeiten kannten. Sie sind alle gleich alt, Ende 30/Anfang 40, flexibel, dynamisch, kreativ und vor allem – sie haben … ja was eigentlich? Ich glaube es ist die Erfahrung im Aufbau von etwas Nachhaltigem, Soliden, von der grünen Wiese weg, ohne Rückhalt, Netz und doppelten Boden. Eine Erfahrung die Menschen bei uns in derartigen Positionen völlig fehlt. Wie auch?
Wenn dann liegt diese Erfahrung 2-3 Generationen zurück – mindestens. Nein, auch das ist nicht zu vergleichen. Die Summe an Zutaten, an Erfahrungen, positiven wie negativen Voraussetzungen hier ist einmalig.
Natürlich sind auch derartige Menschen nicht an jedem Eck zu finden – natürlich. Nur: Hier gibt es welche!
Der Termin war herrlich! Unser Gegenüber bestand aus zweien jener oben erwähnten Freunde. Ein Kollege und ich skizzierten unser Vorhaben. Wir präsentierten unser Konzept – und wir kamen mit zwei Menschen ins Reden. Über Wein, Österreich, Bulgarien, Europa, die Welt. Ein Reden geprägt von Interesse, positiver Neugier, Professionalität gepaart mit Offenheit, und Lust und Freude an Ideen, Phantasie, Vision, Kreativität und einem Quäntchen Abenteuer. Ich kenne derartige Gespräche aus Wien – andere Projekte – andere Zusammenhänge – andere Zugänge. Beides probiert …
Es ist schwer Aufbruchsstimmung in Worte zu fassen – sie zu beschreiben. Was ich hier erfahre – ist Aufbruchsstimmung. Positive Aufbruchsstimmung. Natürlich gibt es auch die negativen Seiten dieser Stimmung. Gierige, tumbe Trittbrettfahrer, denen Dollarzeichen in die Augen springen, wenn man von Projekt und Investition redet. Leute, die den Unterschied zwischen Investition und Spekulation, zwischen Aufbauen und Verheizen nicht kennen. Und es gibt sie nicht zu knapp. Wie überall. Hier allerdings sind sie leichter zu erkennen.
Natürlich waren in meiner Liste auch „banale“ Dinge: Die Qualität von Obst und Gemüse, generell von Lebensmitteln hier zum Beispiel als positives, die Schwierigkeit frische Kräuter zu finden als negatives.
Aber das ist eine andere Geschichte.
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