In der Bucht von Sydney (3)


Im zweiten Teil sind wir an der Brandung am Eingang der Bucht zu Sydney stehen geblieben, an einem Einfallstor für die große, weite Welt. Für die Briten war das das Einfallstor nach Australien. Ihre Vorzüge als natürlicher Hafen konnten für die damalige Seefahrt nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch wenn die Neu-Angelandeten das Land als eine Strafkolonie ansahen, in der es nichts zu gewinnen und nur (das Leben) zu verlieren gab, so gab dieser Auftritt dem Land eine geschichtliche Wendung, die unumkehrbar war.

In den Straßen von Sydney sieht man selten die Nachfahren jener Leute, die von den Felsen zu den fremden Schiffen herunter sahen, die in diese Bucht einliefen. Was blieb von dieser Kultur übrig? Kunst-Shops am Flughafen, Design-Vorlagen für das „typisch Australische“?

Die Tragödien der Vergangenheit sind nicht wieder gut zu machen. Die systematische Politik der Entrechtung, ethnischen Säuberung und Duldung von Mord und Totschlag an den Ureinwohnern hatte sich durch die Jahrhunderte bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts leise vor sich gewunden. Mischlingskinder wurden den Familien entrissen.

Heute ist man um Schadensbegrenzung bemüht, wie es technisch korrekt wohl heisst. Aborigines gibt es trotzdem kaum welche, die in die australische Gesellschaft integriert sind. Ja, es gibt Vorzeige-Individuen. Und ja, es wird mittlerweile einiges für den kläglichen Rest getan. Wie lässt sich aber all dies verkraften, wenn man zur minderen Rasse gehört?

Hier kann und will ich nicht weiter sprechen – es ist die Sicht eines Fremden auf ein Land mit zwei Hälften. Eigentlich mit viel mehr, denn das Ostasiatische ist in Sydney genauso präsent wie das Europide oder das Nahöstliche. Australien ist ein buntes Land, und es mag noch viel bunter werden, als es sich gibt.

In der Bucht von Sydney wurde diese Bewegung zu mehr Farbe nicht gern gesehen. Strenge Einwanderungsregeln bevorzugten bis vor kurzem vor allem einen Teil der Weltbevölkerung: jenen, der aus Europa kam. So offen Australien ist, so verschlossen möchte es bleiben. Dies kommt mir wieder in den Sinn, als wir am Wasser stehen, und dann später im botanischen Garten, der englischer als englisch ist.

Es ist eine schöne Bucht, mit viel grausamer Vergangenheit, die heute in der Sonne glitzert, als wäre sie nichts als eine alte Facette, unbedeutend und klein.


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