Im Kessel von Santiago de Chile (2)


Eine kleine Serie über Santiago de Chile – ihre Reize, ihre Menschen und noch mehr. Teil 1 hier.

Wir sind nach einer langen Fahrt in Santiago de Chile angekommen, hatten den chilenischen Zoll und einen luxeriösen Bus hinter uns gelassen. Auf dem Busbahnhof ausgeladen, mit unseren Gepäck durch die Menschentrauben kämpfend, und das in der Mittagshitze, das hat wieder was sehr Südamerikanisches. Man muss sich das so vorstellen:

  1. Ein Doppeldeckerbus parkt in seine Parklücke, eine von 50. Der seitliche Abstand zum nächsten Bus beträgt ein Meter.
  2. Nun steigen die Passagiere aus und ‚gehen’ zwischen den zwei Bus-Seiten rückwärts zum Gepäckfach. Dort warten schon zwei Gepäckskontrolleure – den Gepäck gibt’s es nur gegen Gepäckschein.
  3. 50 Personen stehen also in einem Schlauch von einer Meter Breite und 10 Meter Länge, der Bus daneben und der eigene Bus lassen den Motor aber noch laufen. Das fördert die Atemluft.
  4. Vorne schreit einer der Gepäckträger, wem der erste Koffer gehört. Nur die ersten 10 Personen sehen das Gepäckstück, der Rest versucht nach vorne zu gelangen.
  5. Ist ein Koffer einmal identifiziert, muss der / die BesitzerIn durch den Schlauch nach vorne gelangen, dann mit dem oft sperrigen Gepäck wieder zurück durch den Schlauch hinaus.
  6. Da Südamerikaner oft nicht mit wenig Gepäck reisen, sondern ‚wenn schon denn schon’, werden Gepäckstücke nicht gleich nach hinten befördert, sondern nach den noch fehlenden gesucht.

Diese Prozedur erstreckte sich sagenhafte 30 Minuten.
Tipp: das Beste ist, ganz hinten zu stehen und abzuwarten. Irgendwann kommt dann das Kommando …

Ist einmal der Busbahnhof überwunden, präsentiert sich ein architektonisch auffällig offen gestaltetes Straßenbild: breite Straßen, breite Gehsteige, und vor allem: gut gepflasterte Gehsteige. Wir sehen kaum Graffiti, und eine moderne U-Bahn.
In Santiago de Chile ist die Metro eine wirkliche Alternative zum, wie in allen südamerikanischen Großstädten, gut ausgebauten, kaum zu durchschauendem Bus-Netz. Die U-Bahn machte einen sehr sicheren und sauberen Eindruck, die Orientierung war einfach und es war nicht überfüllt. Vielleicht hatten wir auch Stoßzeiten-Glück, aber das brauchten wir nach der Dränglerei auf dem Gelände des Busbahnhofs.

Wenn wir denn schon bei den Verkehrsmitteln dieser Stadt sind: Fahrradfahrer haben wir hier nicht viele gesehen, wie sonst auch nicht in anderen Metropolen Südamerikas nicht. Dafür wieder diese Schwärme von Taxis, daneben noch eine Vielzahl weiterer, privat fahrender Chauffeure, die sich nicht als solche deklarierten. Wieso ich das weiß? Wir nahmen so eins für den Weg zum Flughafen… angefordert über unser Hostel.

Dann bleibt also noch eins über, und das sind die Züge. Über die Vororte-Linien kann ich nichts berichten, aber die Fernzüge verlassen die Stadt direkt neben dem Busbahnhof. Der Zugbahnhof ist eine Klasse für sich, im neoklassischen Stil, mit viel kolonialem Prunk, obwohl erst viel später errichtet. Für viele Reisende ein bequemer, wenn auch längerer Weg in den Süden – bis nach Puerto Montt sind es ca. 22 Stunden, mit dem Bus nicht einmal 14. Das macht aber wenig, wenn man sich einen Liegewagenplatz besorgt hat. Denn dann steht einem meist der ganze Wagon komplett allein zur Verfügung.

(Teil 1, Teil 3)


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