Der wilde Osten IV


Ein Gastbeitrag von Armin Delacher

Wenn man neu in einem Land ist fallen einem viele Dinge auf. Dinge die anders sind als gewohnt in der ursprünglichen Umgebung. Dinge die man – weil neu, weil ungewohnt – als interessant, beachtens- wie erwähnenswert, als skurril, als anders erlebt. Schnell werden diese Dinge zur neuen Normalität, man nimmt sie nicht mehr wahr, sieht sie nicht mehr, sie relativieren sich.

Ich bin jetzt nicht ganz vier Monate in Bulgarien und dieses Ändern der Sicht ist bereits weit fortgeschritten. Überraschend weit fortgeschritten.
Dunkel erinnere ich mich daran, mich zum Beispiel über den Umgang hier mit dem Thema Rauchen gewundert zu haben. Irgendwie schien es mir, dass hier sehr viele Leute, sehr viel rauchen. Das zum Beispiel scheint mir nicht mehr so. Das zum Beispiel scheint mir ganz normal.

Dunkel erinnere ich mich daran, dass ich mich über die Unmenge an Apotheken gewundert habe als ich neu hier war. In jedem Haus fast schien mir eine Apotheke untergebracht. Ich dachte mir, die armen Leute hier müssen wohl sehr viel und sehr sehr krank sein – bei dieser Apothekendichte. Heute sehe ich sie kaum noch. Bzw. fallen sie mir nicht mehr als auffallenswert zahlreich auf.

Kyrillische Schrift überall – natürlich ist dies mittlerweile Normalität. Wo noch vor ein paar Wochen jede Reklametafel, jeder Beschriftung, jede Speisekarte, jeder greifbare Text Neugier und Forschergeist erweckte, geschieht das Entziffern und Übersetzen derselben jetzt oft fast automatisch, fast beiläufig.

Straßenhunde und Pferdefuhrwerke sind mittlerweile alte Vertraute. Die speziellen Gegeben- und Gepflogenheiten im täglichen Umgang – Normalität.

Andere Dinge werden zugänglich, eröffnen sich einem. Dinge die schwer sind zu beschreiben.
Noch vor einigen Monaten hätte zum Beispiel ein Film wie „Bal-Can-Can“ (Darko Mitrevski, 2005 & sehr empfehlenswert) bei mir bestenfalls Unverständnis ausgelöst. Heute, bzw. gestern ging er mir sehr zu Herzen.

Die Art und Weise wie hier mit Nicken, mit einer Kombination von Kopfbewegungen und Mimik dem Gesagten zusätzliche Bedeutung gegeben wird. Ich liebe das – auch und vielleicht gerade weil es nicht zu beschreiben ist – zumindest meine Fähigkeiten zu beschreiben bei weitem übersteigt.


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Reisen und die Natur, inklusive Skitouren, Bergsteigen und Wanderungen, das sind die Inhalte meines Blogs „Super gsi – Beginner’s Mind“. Mehr dazu hier…


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