Die Stadt der Gegensätze: Rio de Janeiro, Teil 3


Über das Widerwärtige und das Einzigartige komme ich zum Schönen an Rio de Janeiro, und das ist die Lebensart der Menschen und sie selbst. Auch darüber ist schon in diversen Posts geschrieben worden, ich erinnere mich da an die Erzählungen von Francisco, und an das Rennfahrer-Idol Marcelo.
Wie für den Süden üblich ist die Lebensfreude unübersehbar, fast Gott-gegeben. Im Falle Rios mag das mit seiner Zusammensetzung an kultureller Vielfalt und Background reale Gründe haben, warum das lockere, gemächliche Treiben eine vibrierende Gegenseite unter dem Mondschein entwickeln kann.

Mein erstes Stichwort ist „spontane Hingabe“.
In Unterschied zu vielen Städten ist die Musik am Gehsteig echt, sie ist spontan. Sie wartet nicht darauf, von Vorbeigehenden mit Münzen gefüttert zu werden. Eher wartet sie darauf selbst nach vor zu treten, sich zum Rhythmus zu bewegen, einen Takt zu schlagen, einzutreten in Momente, die abseits europäischer Normalität liegen. Da passiert es gelegentlich, dass Fernreisende mit offenen Mund da stehen, ihre Kameras zücken, und dann wären wir fast schon wieder beim widerwärtigen Rio de Janeiro, sie sich ihrer Kameras auf unfreiwillige Art entledigen müssen.
Aber es passiert öfters folgendes: irgendjemand kommt zu den Musikern dazu. Er oder sie grinst, ruft eine Begrüßung aus und gesellt sich in die Runde. Es wird gemeinsam gesprochen, im Takt der Musik und der Instrumente, und es ist für Minuten etwas Neues entstanden, ein neuer Stoff, der nun in den Straßenmetern erklingt.

Mein zweites Stichwort ist Milan Kundera. Was hat um Gottes Willen Kundera mit Rio de Janeiro zu tun, doch viel eher mit Paris, oder Prag, na auf jeden Fall mit dem alten Europa. Und dann auch noch sein melancholischer Stil, das ist doch gar nicht Zuckerhut, das ist doch nicht Exotik und Schwüle. Nein, das ist nicht Rio, und doch habe ich einen passenden Konnex gefunden – Schwester Rosas Gedanken über die Inflation weiblicher Brüste in ihrer unmittelbaren Arbeitsumgebung im Roman ‚Abschiedswalzer’. Diese gedankliche Verbindung ist natürlich weiter, und ich behaupte an der Copacabana liegend, inflationär beschreibt die Situation ganz gut in zweierlei Hinsicht.
Zum einen wäre da die unüberschaubare Masse an menschlichen Körpern allgemein. Körper, die Meter für Meter aneinander gedrängt der Sonne entgegen sehen, zur Schau gestellt und durch allerlei trickreicher Schnitte und Farben des wenigen Stoffs die Leiber noch effektvoller präsentieren.
Zum anderen wäre die große Menge an weiblichen Proportionen, an inflationären Brüsten. Für Schwester Rosa ist das besorgniserregend, im Sinne der Konkurrenz. Für unser eins, dass nach einem langen Flug aus dem Winter in den Armen dieser braunhäutigen Inflation landet, ganz und gar nicht. Es ist viel mehr erstaunlich, denn es ist eine Rückschau auf die Mode des Barock, das Ideal eines Rubens, was sich an der Copacabana in den Vordergrund drängt.
Diese Lebensfreude des Genießens, in jeder Hinsicht, macht Rio so sonderbar, im positiven Sinne. Es macht Rio menschlich und schön, und eine Reise wert.

Dieser Artikel über Rio fiel mir letztens in die Hände … – noch mehr Info also

Mehr Reise-Information zu Brasilien findet sich auch in dieser Reiseführer-Übersicht.

Und hier geht’s zu Teil 4 der Serie ‚Die Stadt der Gegensätze: Rio de Janeiro‘ …


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